Forderungen im Öffentlichen Dienst

2020 ist kein normales Tarifjahr

von Redaktion

MIKE SCHIER

Es wirkte ein wenig so, als gäbe es kein Corona. Ein sattes Lohnplus von 4,8 Prozent fordern Verdi und Beamtenbund für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Den alten Ritualen folgend, stellt man anscheinend erst einmal forsche Forderungen, ruft dann zu Warnstreiks oder gar Streiks auf, um sich schließlich mit den Arbeitgebern irgendwo in der Mitte zu treffen. Danach wird der Abschluss dann für die Beamten übernommen. Und im Herbst beginnt das Spiel auf Länderebene von vorne.

Die Gewerkschaften übersehen dabei, dass 2020 absolut kein Jahr wie jedes andere ist. Ihre Forderung präsentierten sie ausgerechnet an dem Tag, an dem erst das Statistische Bundesamt ein Loch von 51,6 Milliarden Euro in den Staatskassen vermeldete und dann die Bundesregierung die Kurzarbeitregelungen verlängerte, in der Hoffnung, abertausende Firmen und ihre Arbeitnehmer über Wasser zu halten. Von den vielen Freiberuflern, Künstlern oder prekär Beschäftigten ganz zu schweigen.

Wer für den Staat arbeitet, hat einen sicheren Job, dem sollte man in diesen Zeiten Rechnung tragen und seinen Teil für eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung beitragen. Für jene Bereiche des öffentlichen Dienstes, die sich in Corona-Zeiten als systemrelevant erwiesen, allen voran im Gesundheits- und Pflegebereich, kann man problemlos Sonderregelungen finden. Die allgemeine Forderung für alle erscheint dagegen etwas deplatziert.

Mike.Schier@ovb.net

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