Donald Trump, der Krisenmanager

von Redaktion

Trotz 178 000 Toter stellen die Republikaner den Präsidenten als Vorkämpfer gegen Corona dar

Washington – Zweieinhalb Monate vor der Wahl in den USA haben die Republikaner Präsident Donald Trump bei ihrem Parteitag als Kämpfer für alle Amerikaner und als selbstlosen Staatsmann präsentiert. „Mein Ehemann, unsere Familie und die Menschen in dieser Regierung kämpfen für Sie“, sagte First Lady Melania Trump in ihrer Ansprache im Rosengarten des Weißen Hauses. Auch Präsidentensohn Eric Trump sagte: „Mein Vater wird für euch kämpfen.“ Sein Vater sei nicht angetreten, weil er den Job gebraucht hätte, „sondern, weil er wusste, dass hart arbeitende Menschen in diesem großartigen Land zurückgelassen wurden“.

Die Republikaner bemühten sich am zweiten Tag ihres Parteitags sichtlich darum, der Kritik entgegenzuwirken, dass Trump (74) das Land mit seinen häufig kontroversen Aussagen spalte. Die First Lady sagte mit Blick auf die undiplomatische Art ihres Ehemannes: „Was wir als Bürger von unserem Präsidenten verdienen, ist totale Ehrlichkeit. Ob einem das gefällt oder nicht, man weiß immer, was er denkt, weil er eine authentische Person ist, die dieses Land und dessen Volk liebt.“ Sie fügte hinzu: „Er ist kein traditioneller Politiker, der nur redet. Er verlangt Taten und bekommt Resultate.“

In Missachtung einer langen Tradition brachte sich außerdem US-Außenminister Mike Pompeo am Dienstag direkt in den Wahlkampf ein. Mit einer Videobotschaft aus Jerusalem für den Parteitag warb er von einer Dienstreise aus für die Wiederwahl Trumps. Trump hatte Ende 2017 einseitig Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt, seitdem boykottieren die Palästinenser die US-Regierung. Damit will Pompeo besonders bei evangelikalen Christen punkten, die zu Trumps wichtigsten Unterstützern gehören und traditionell Israel-freundlich sind. Konterkariert wurde das von einem peinlichen Vorfall: Nach der Weiterverbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien auf Twitter wurde eine Sprecherin beim Parteitag kurzfristig von der Rednerliste gestrichen.

Während des gesamten Parteitags bemühen sich die Republikaner darum, Trump als entschiedenen Krisenmanager in der Corona-Pandemie zu präsentieren. Sein Wirtschaftsberater Larry Kudlow pries die Führung des Präsidenten bei den Bemühungen, „das Covid-Virus erfolgreich zu bekämpfen“. Von einem erfolgreichen Kampf sind die USA allerdings noch weit entfernt. Die Pandemie dauert an. Bislang hat sie in den USA mehr als 178 000 Menschen das Leben gekostet. Millionen Amerikaner verloren ihre Arbeit. Die Wirtschaft wurde in eine schwere Krise gestürzt, die noch nicht beendet ist.

Melania Trump hob sich von anderen Rednern ab, indem sie gleich zu Beginn ihrer Ansprache den Opfern der Corona-Pandemie ihr Mitgefühl aussprach. Donald Trump wird regelmäßig vorgeworfen, zu wenig Empathie zu zeigen. Und während Eric Trump und andere Republikaner Biden beim Parteitag scharf und mit oftmals unbelegten Vorwürfen angingen, verzichtete die First Lady bewusst auf solche Attacken. „Ich will diese wertvolle Zeit nicht dazu gebrauchen, um die andere Seite anzugreifen“, sagte sie.

Deutlich sichtbar wurde bei Melania Trumps Ansprache der Kontrast zu Jill Biden, der Ehefrau des demokratischen Herausforderers. Das aus Slowenien stammende Ex-Modell Melania Trump (50) trat im gerade erst von ihr neu gestalteten Rosengarten des Weißen Hauses vor das Publikum. Jill Biden (69) hatte sich beim Parteitag der Demokraten aus einem Klassenraum einer High School in Wilmington (Delaware) zuschalten lassen, in der sie früher selber Englisch unterrichtet hatte. CAN MEREY

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