Tote bei US-Demos

Explosive Polarisierung

von Redaktion

SEBASTIAN HORSCH

Wieder fielen Schüsse, wieder starb ein Mensch. Am Rande von Protesten auf US-Straßen wurde erneut ein Mann erschossen – diesmal in Portland. Die bereits zweite tödliche Schießerei innerhalb weniger Tage bei Anti-Rassismus-Demos zeigt, wie explosiv die Lage ist.

Rund zwei Monate vor der Präsidentenwahl ist die US-Gesellschaft maximal polarisiert. Das Land ist in Lager gespalten, die sich gegenseitig verachten. Fakten werden von vielen nur dann akzeptiert, wenn sie das eigene Bild bestätigen. Ein Spiel, das Amtsinhaber Donald Trump erfunden hat, das aber auch seine Gegner beherrschen. Seit ein in die Enge getriebener 17-jähriger Trump-Anhänger vergangene Woche bei einer Demo zwei Menschen erschossen hat, ist er für die einen ein Mörder und für die anderen ein Held. Für das vielschichtigere Bild und die offenen Fragen, die sich ergeben, wenn man sich die Videos von dem Vorfall genauer ansieht, scheinen sich beide Seiten kaum zu interessieren.

Was die Ignoranz gegenüber Realitäten und den Rechten politischer Gegner anrichtet, davon zeugen die jüngsten Todesfälle bei Zusammenstößen beider Lager auf offener Straße. Dabei ist das in einem Land, in dem rund 40 Prozent der Haushalte bewaffnet sind und alleine im bisherigen Jahr mehr als 11 000 Menschen durch Schusswaffen starben, noch nicht die Spitze der denkbaren Eskalation. Man stelle sich nur vor, Trump würde seinen Anhängern im November tatsächlich zurufen, eine mögliche Wahl-Niederlage nicht anzuerkennen.

Sebastian.Horsch@ovb.net

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