Botschafter soll Regierung führen

von Redaktion

Libanons Mann in Berlin steht vor einem Karrieresprung in Beirut

Beirut – Nach der verheerenden Explosion in Beirut soll Libanons bisheriger Botschafter in Deutschland das Land als neuer Regierungschef aus der Krise führen. Die wichtigsten Blöcke des Parlaments nominierten am Montag den 48 Jahre alten Mustafa Adib als Premier. Staatschef Michel Aoun habe Adib mit der Bildung einer Regierung beauftragt, teilte ein Sprecher des Präsidentenpalastes mit. Die bisherige Regierung war nach der Explosion im Hafen von Beirut vor vier Wochen zurückgetreten.

Adib sagte eine schnelle Regierungsbildung und grundlegende Reformen zu. In diesen schwierigen Zeiten gebe es keine Zeit für Reden, Versprechungen oder Glückwünsche, erklärte er. „Es ist Zeit zu arbeiten, mit aller Kraft und in Zusammenarbeit aller.“ Für seine Regierung wolle er Personen mit Kompetenz und Fachwissen auswählen. Der Libanon stehe vor begrenzten Möglichkeiten. Unmittelbar nach seiner Nominierung besuchte Adib Stadtviertel Beiruts, die bei der Explosion besonders stark zerstört wurden.

Der designierte Premier ist seit 2013 Botschafter seines Landes in Berlin. In der libanesischen Öffentlichkeit ist der promovierte Rechts- und Politikwissenschaftler eher unbekannt. Bisher hatte er keine politischen Spitzenämter inne. Nach seiner Promotion lehrte er der Botschaft zufolge an Universitäten im Libanon und in Frankreich.

Nach Angaben des Senders „Voice of Lebanon“ nominierten 90 von 128 Abgeordneten des Parlaments den Diplomaten. Vorgeschlagen worden war er von Ex-Ministerpräsident Saad Hariri, der den größten sunnitischen Block im Parlament anführt. Auch die einflussreiche schiitische Hisbollah sagte Adib ihre Unterstützung zu. Der bisherige Ministerpräsident Hassan Diab hatte nach der Explosion in Beirut mit mehr als 180 Toten und mehr als 6000 Verletzten den Rücktritt der Regierung erklärt.

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