München – Im Kampf gegen das Coronavirus muss es schnell gehen. Da kommt manchmal selbst das Internet nicht mit. Auf der Seite des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wird gestern immer noch Andreas Zapf als dessen Präsident ausgegeben. Dabei musste der LGL-Chef Mitte August seinen Hut nehmen. Die Testpannen an den bayerischen Autobahnstationen haben ihn den Job gekostet, sein Nachfolger ist Walter Jonas. Zapf wurde ins Gesundheitsministerium beordert. Darüber, welche Position er dort übernimmt, werde „zeitnah entschieden“, sagt ein Ministeriumssprecher.
Im Haus von Ministerin Melanie Huml (CSU) ist der ehemalige Behördenchef nicht der einzige Neuzugang. Ministerpräsident Markus Söder will das in der Corona-Krise gebeutelte Ministerium offensichtlich umbauen und krisenfest machen. Erst am Montag wurde bekannt, dass zum 15. September auch Stephanie Jacobs, die Leiterin des Gesundheitsreferats der Stadt München, dorthin wechselt – mit wärmsten Empfehlungen aus dem Rathaus. Im Ministerium soll sie eine Leitungsfunktion übernehmen und in der Pandemiebekämpfung eingesetzt werden. Jacobs ist im Haus keine Unbekannte. Bereits von 2005 bis 2015 arbeitete sie dort in verschiedenen Funktionen – auch direkt unter Amtschefin Karolina Gernbauer, die heute Söders Staatskanzlei leitet.
Auch an anderer Stelle gab es Verstärkungen. Mit Polizeipressesprecher Marcus da Gloria Martins wurde ein ausgewiesener PR-Profi engagiert, und bereits im März kam zu Humls Unterstützung mit Gerhard Eck ein zusätzlicher Staatssekretär aus dem Innenministerium an Bord. Nachdem Eck Ende Juni wieder ging, versetzte Söder nach den Test-Pannen Mitte August mit Klaus Holetschek (CSU) erneut einen Staatssekretär dorthin. Holetschek wechselte aus dem Bauministerium zu Huml, er ist aber in der Gesundheitspolitik zuhause und soll nicht nur auf Zeit bleiben.
Ebenfalls bereits im März erhielt das Ministerium mit Winfried Brechmann einen neuen Amtschef, der seither von Akteuren im Gesundheitswesen für seine Arbeit gelobt wird. Auch Brechmanns Vorgängerin Ruth Nowak ist noch im Haus. Sie „leitet weiterhin Arbeitsbereiche des Ministeriums“, heißt es auf der Internetseite.
Das Ressort kann Unterstützung in der Corona-Krise gut gebrauchen. Schließlich spielte es in der Vergangenheit nicht gerade die erste Geige innerhalb der Staatsregierung. Erst 2016 war ein Teil des Hauses vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) handstreichartig zum Umzug nach Nürnberg verdonnert worden. Dass zudem gerade in der Gesundheitspolitik viel in Berlin entschieden wird, stärkte seine Bedeutung in der Vergangenheit ebenfalls nicht. Mit der plötzlichen Rolle als bayerische Krisenzentrale in einer globalen Epidemie schien das Ministerium überfordert. Und als im August dann Zehntausende auf das Coronavirus getestete Reiserückkehrer ihr Ergebnis nicht rechtzeitig erhielten, hatte Huml plötzlich einen handfesten Skandal am Bein.
Söder entschied sich dafür, an Huml festzuhalten. Statt ihr Rücktrittsangebot anzunehmen, will er ihr Ministerium stärken. Wie die Ministerin ihre neue Mannschaft aufstellt, scheint allerdings noch nicht ganz geklärt. „Das neue Organigramm wird derzeit erarbeitet und im Laufe des Septembers veröffentlicht“, teilte ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung mit. Bereits klar sei allerdings, dass das Ministerium „angesichts der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie weiter personell verstärkt“ werde. S. HORSCH UND M. SCHIER