München – Tobias Lilienfreund (Name geändert) will einfach sicher gehen. Mit seiner Familie ist er auf dem Heimweg aus dem Italienurlaub, und am Donnerstag steht die Eingewöhnung seiner Tochter in der Kita an, bei der er dabei sein soll. Also hält er am Sonntag bei der Einreise aus Österreich an der Teststation Heuberg und lässt sich auf das Coronavirus testen. In 48 Stunden werde er sein Ergebnis haben, sagen ihm Mitarbeiter. Er ist beruhigt. „Deshalb macht man das ja“, sagt Lilienfreund. Doch dann geschieht nichts. Als auch am Donnerstag noch kein Ergebnis da ist, er aber auch keine Symptome hat, bringt er seine Tochter trotzdem wie geplant in die Krippe. Am Freitag – fünf Tage nach dem Test – kommt schließlich das Ergebnis: negativ, immerhin.
Kein Einzelfall. Am Flughafen München sorgte zuletzt eine EDV-Panne beim dort für die Tests beauftragten Dienstleister Ecolog dafür, dass sich am 29. August eine Bugwelle von 10 000 Testergebnissen aufgebaut hat, die nicht innerhalb von 48 Stunden übermittelt werden konnte. „Das Problem konnte nach Angaben des Dienstleisters inzwischen gelöst werden“, sagte gestern Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Bis gestern um 12 Uhr, hieß es aus ihrem Ministerium, sei der Berg auf 250 Fälle geschrumpft. Positive Ergebnisse seien nicht mehr darunter gewesen, sagte ein Sprecher unserer Zeitung. Im Laufe des Freitags sollten alle Betroffenen noch ihr Ergebnis erhalten.
Zudem berichteten in den vergangenen Tagen auch immer wieder Menschen, dass sie vergeblich auf ihr Autobahn-Testergebnis warten – wie Hans Unterhuber. Der Chef der Siemens-Betriebskrankenkasse war gerade im Urlaub in Kroatien, als das Land zum Risikogebiet wurde. Die Einstufung bedeutet, dass für heimkehrende Urlauber eine Testpflicht auf das Coronavirus greift. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in häusliche Quarantäne begeben. So auch Unterhuber. Seine gesamte Familie ließ sich am Montag an der Teststation Hochfelln testen. „Seitdem warten wir.“ Da der 85. Geburtstag seines Schwiegervaters ansteht, rief Unterhuber auch selbst bei der Firma Eurofins an, die die Staatsregierung mit der Durchführung der Autobahn-Tests beauftragt hat. Dort sei er aber mit „freundlichen, aber inhaltsleeren Floskeln abgewiegelt“ worden.
Aus dem Gesundheitsministerium heißt es hingegen, die 48-Stunden-Grenze könne den Zahlen zufolge in der überwiegenden Mehrheit der Autobahn-Fälle eingehalten werden. Allerdings werde bei bis zu einem Prozent der Proben eine Nachprüfung notwendig, was zu Verzögerungen führe. Ein Sprecher räumte zudem ein, dass es am vergangenen Wochenende beim Dienstleister Eurofins einen Engpass gegeben habe, der eine Verspätung von rund einem Tag erklären könne. Auch durch einzelne Nachfrage-Spitzen könne es bei den mittlerweile fast 225 000 Tests an den Autobahnen (ca. 3100 positive) mal einen Tag länger dauern. Zudem könne es Probleme geben, wenn eine Telefonnummer nicht zugeordnet werden kann. Denn dann werde automatisch eine Zustellung des Ergebnisses per Post veranlasst.
Die Opposition sieht die Verantwortung für die wiederkehrenden Probleme bei der Staatsregierung. „Man kann nicht die Schuld bei privaten Dienstleistern suchen, sondern muss schlicht sicherstellen, dass es klappt“, sagt die SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann. Und die Fraktionsvorsitzende der Landtags-Grünen, Katharina Schulze, spottet mit Blick auf die Pannen im August: „Ministerpräsident Söders Corona-Test-Debakel geht in die zweite Runde.“
Damit nun am letzten Ferienwochenende wirklich alles glatt läuft, soll an den Autobahn-Teststationen erneut die Bundeswehr mithelfen.