Bunt, friedlich, fantasievoll – und weiblich: Der eindrucksvolle, moderne Protest der Opposition in Belarus stößt auf staatlichen Widerstand aus der stalinistischen Mottenkiste. Oppositionelle werden verschleppt, niedergeknüppelt und in der Haft gefoltert. Noch ist völlig offen, ob die mutigen Frauen von Minsk über diese dunkle Vergangenheit siegen können. Denn Alexander Lukaschenko hat einen mächtigen Verbündeten: Wladimir Putin. Eigentlich können sich die beiden nicht ausstehen – Lukaschenko hatte den russischen Präsidenten einst mit der aberwitzigen Idee verärgert, sie könnten ein wiedervereinigtes Russland-Belarus im Wechsel regieren, also zwei Jahre mit Lukaschenko als Präsidenten, dann, gnädig, zwei Jahre mit Putin an der Spitze.
Doch der Streit ist vergessen, jetzt sitzen die beiden wieder im selben Boot: Putin muss Schlappen seiner Vasallen bei den russischen Gouverneurswahlen fürchten, auch gegen ihn gibt es (in Chabarowsk) Massenproteste. Der Russe will verhindern, dass ein belarussischer Präsident nach Lukaschenko das Land in Richtung Westen führt. Die belarussische Opposition versucht Putin zwar zu überzeugen, dass sie gute Beziehungen zu Moskau behalten wolle. Aber Putins Denken ist dem Kalten Krieg verhaftet, und da ist kein Platz für Neutralität. Je lauter der Westen Lukaschenko kritisiert, desto fester wird Putin dem letzten Diktator Europas zur Seite stehen.
Klaus.Rimpel@ovb.net