Vor dem nächsten Autogipfel

Denkt an den Band-Arbeiter

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Deutsche Autokonzerne haben über Jahre bei den Abgasen betrogen und bei modernen Antrieben gepennt – erwächst daraus das Anrecht, in der Corona-Krise um Staatsgeld für Verbrenner zu betteln? Diese Frage, drastisch vereinfacht, umwabert noch immer die Debatte um Kaufhilfen. So berechtigt beide Vorwürfe sind, so falsch wären simple, ideologische Antworten. Zu eng hängt der Wohlstand unseres gesamten Landes an der Stabilität der Branche. Daimler, VW oder BMW lassen sich nicht isoliert regulieren, strafen oder fördern – so ist das in der Schlüsselindustrie eines Landes mit einer Million Jobs.

Gut, dass der Autogipfel heute neu über das gesamte Instrumentarium berät. Es wird weitere Kaufhilfen brauchen, direkt und steuerlich, um den Absatz zu heben. Der richtige Fokus auf E-Mobilität allein genügt nicht. Sparsame Verbrenner, die Spritschlucker ersetzen, dürfen auf Zeit ebenso gestützt werden – auch wenn’s nicht in die Auto-Debatte passt, die in unserem Land so gern radikal und emotional geführt wird. Diese Schritte können kombiniert werden mit Digital-Initiativen für einen Schub beim autonomen Fahren und mit milliardenschweren (Staats-)Fonds, die kleinere Zulieferer retten. Ziel: Strukturwandel, aber kein Strukturbruch.

Ist das gerecht, so viel Steuergeld einzusetzen? Womöglich nicht, aber dennoch klug. Im Zweifel hilft es, in der Debatte um Auto-Hilfen nicht an den Konzernboss zu denken, sondern an den Band-Arbeiter im Werk, und zwar auch an den beim mittelständischen Zulieferer, dessen Job ohne eigene Fehler vor der Vernichtung steht.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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