Trumps Corona-Geständnis

Mitten ins Herz der Nation

von Redaktion

MARC BEYER

Als im US-Wahlkampf 2016 bekannt wurde, wie Donald Trump über Frauen und den Umgang mit ihnen denkt, schien seine Kampagne dem Ende nahe. Eine von vielen Fehleinschätzungen. Es folgten etliche weitere Tiefpunkte, wenn auch nicht immer derart unterirdisch.

Der Blick auf Trump und seine vermeintlich unlösbaren Probleme ist – gerade in Europa – oft von Wunschdenken getrübt. Der US-Wähler tickt anders. Was hier ein Skandal wäre, schrumpft in den Staaten zur Fußnote. Nun aber steckt Trump in echten Schwierigkeiten, den trotz Impeachment wohl größten seiner Präsidentschaft. Das Geständnis, das Coronavirus bewusst verharmlost zu haben, wird ihn bis zum Wahltag verfolgen.

Ähnlich wie bei der jüngsten Debatte um respektlose Äußerungen über Soldaten treffen die Enthüllungen mitten ins Herz der Nation. So wie das Militär neben der Kirche eine der großen Institutionen darstellt, ist das Corona-Krisenmanagement ein Thema, das niemanden kalt lässt. Verbissen bemüht sich Trump, die Aufmerksamkeit umzulenken auf sein Lieblingsthema, die Gewalt auf den Straßen, bei dem er sich in einer starken Position wähnt. Dieser Versuch ist nun gescheitert. Trumps Verharmlosungen und seine Polemik werden untrennbar verbunden bleiben mit der Zahl der Todesopfer. Das ganze Ausmaß des Führungsversagens ist als Tonaufnahme dokumentiert. Die erdrückende Beweislast versperrt ihm den einen Ausweg, den er immer gewählt hat, wenn es eng wurde. Diesmal kann er nicht mal leugnen.

Marc.Beyer@ovb.net

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