München – Die Bundesregierung geht davon aus, dass es frühestens Mitte 2021 einen Corona-Impfstoff für große Teile der Bevölkerung geben wird. Die Forschung sei zwar „unglaublich schnell“, sagte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) gestern in Berlin. Trotzdem habe die Sicherheit Priorität. „Wir werden keine riskanten Abkürzungen nehmen.“ Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, es gehe nicht darum, weltweit Erster zu sein. „Wir wollen einen sicheren und wirksamen Impfstoff.“
Um das zu erreichen, wird der Bund drei deutsche Firmen, die an Impfstoffen forschen, mit hohen Millionenbeträgen unterstützen. Laut Karliczek erhält das Mainzer Unternehmen Biontech 375 Millionen Euro, die Firma Curevac aus Tübingen 230 Millionen Euro. Mit dem dritten Unternehmen, IDT Biologica aus Dessau, verhandle man noch. Insgesamt sind bis zu 750 Millionen Euro an Fördermitteln vorgesehen.
Das Geld soll es den Unternehmen ermöglichen, sich breiter aufzustellen und bei der Impfstoff-Suche schneller voranzukommen, sagte die Ministerin. Gefördert würden die Projekte bis zum Abschluss der entscheidenden Phase 3. Während dieser Phase werden Impfstoffe an tausenden Probanden weltweit getestet. Auch mögliche Nebenwirkungen sollen so untersucht werden.
Zusätzlich sollen die Fördermittel helfen, die nötigen Produktionskapazitäten aufzubauen. Mit den Unternehmen sei vereinbart, dass 40 Millionen Impfdosen für die Menschen in Deutschland zur Verfügung stehen, betonte Spahn. Von der Zulassung bis zur Bereitstellung eines Mittels werde es idealerweise nur einige Tage oder „sehr wenige Wochen“ dauern. „Mit der Produktion wird schon begonnen werden, wenn die Zulassung noch läuft.“
Biontech und Curevac erhalten auch finanzielle Unterstützung von der Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates. Der setzt seine Hoffnungen aber zuallererst auf US-Firmen wie Pfizer und Moderna. Es bestehe eine „winzig kleine Chance“, dass diese bis Ende Oktober eine Notfallzulassung für ihre Impfstoffe beantragen könnten, sagte Gates dem „Spiegel“. Bis 2021 rechnet er mit dem Durchbruch.
Gates sprach sich zudem gegen eine Impfpflicht aus. Auch Jens Spahn betonte, er setze auf Freiwilligkeit. Um Herdenimmunität zu erreichen, müssten sich 55 bis 65 Prozent der Menschen in Deutschland freiwillig impfen lassen, sagte er. „Wir sind sehr, sehr zuversichtlich, dass wir das Ziel einer ausreichend hohen Impfquote freiwillig erreichen.“ MARCUS MÄCKLER