Washington – Wenn Amerika am 3. November einen Präsidenten wählt, kann der Amtsinhaber auch mit der Stimme von Thomas Rudisill rechnen. Der 58-jährige Ex-Polizist aus Port Aransas in Texas gehört zum harten, unerschütterlichen Kern der Trump-Basis – jenen rund 40 Prozent der US-Bürger, die trotz immer neuer Skandal-Schlagzeilen felsenfest hinter ihm stehen. Ob Impeachment-Verfahren, angebliche abfällige Aussagen über Soldaten und Veteranen, Vorwürfe sexueller Übergriffe oder wie zuletzt der Vorwurf, die Nation angesichts der Bedrohung durch Corona bewusst getäuscht zu haben – die Stammwähler sind bereit, ihm alles zu vergeben.
„Man muss seine Manieren nicht mögen“, sagt Rudisill, „aber er regiert das Land wie ein Geschäftsmann und macht seinen Job gut.“ Auch Rudisill hat nicht vergessen, dass Trump 2016 als „Anti-Politiker“ angetreten war und angekündigt hatte, mit den Eliten und dem Establishment in Washington aufzuräumen. Dass nun die Hälfte der Nation den Newcomer aus New York hasst, ist für Fans wie Rudisill nur die logische Konsequenz von Trumps Durchgreifen.
Nur ganz selten sinken die landesweiten Zustimmungswerte Trumps mal kurz unter 40 Prozent. Das ist trotz aller Unkenrufe der Demoskopen eine stabile Basis für die Wahlen und zeigt auch, dass es der Präsident geschafft hat, Kritik aus den eigenen Reihen zu unterdrücken. Mehr noch: Er hat sich die Republikaner zu eigen gemacht. Zwar gibt es Abweichler wie den früheren Abgeordneten Justin Amash oder den Senator und Ex-Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Aber deren öffentliche Schmähungen haben weder Haltbarkeit noch verursachen sie echten Schaden für Trump.
Was die „Hardcore-Trumper“ dieser Tage sehen, ist, dass der Präsident trotz Corona-Krise problemlos Hallen füllt, während Herausforderer Joe Biden Veranstaltungen teilweise mit nicht mehr als vier Personen im Internet streamen lässt. Und sie sehen, dass Biden in sogenannten Swing States wie Michigan, Pennsylvania, Ohio und Wisconsin, wo der Wahlausgang oft knapp war, zwar in Führung liegt, den Sieg laut Demoskopen aber noch längst nicht in der Tasche hat.
Das weiß auch Theresa Messersmith, eine Rentnerin aus Dallas. Sie will Trump wählen, komme, was wolle. „Ich unterstütze Trump, weil ich wie er authentisch amerikanisch bin. Ich liebe Gott, ich stehe für die Nationalhymne auf, und ich stehe auch hinter unserem Militär und unserer Polizei, die unsere Werte verteidigen“, sagt sie. Sie ist sicher: „Trump wird noch einmal gewinnen.“
Dass der Präsident dafür nicht nur seine engsten Getreuen, sondern auch Wechselwähler braucht, wird bei den „40-Prozentern“ gerne verdrängt. Ohnehin halten sie Negativ-Schlagzeilen über den Präsidenten für Hetzkampagnen der „Fake news“-Medien und setzen sich kaum mit Fakten auseinander. Das führt dann zu Kuriositäten wie jüngst in der „New York Times“: Die Zeitung publizierte eine Studie, in der 30 Prozent jener Republikaner, die durch die Corona-Pandemie ihren Arbeitsplatz verloren haben, sagten: Wir stehen heute wirtschaftlich besser da als 2019. Und 80 Prozent der befragten Konservativen, die derzeit ohne Job sind, bescheinigen Trump, in Sachen Pandemie-Bekämpfung gute Arbeit geleistet zu haben.
Die prominente Autorin Peggy Noonan beschrieb unlängst im „Wall Street Journal“, was den unerschütterlichen Trump-Fan ausmacht. Er oder sie schere sich nicht um Trumps persönliches Leben oder den Umstand, dass frühere Mitarbeiter Schlechtes über ihn sagen. Der eiserne Trump-Wähler bestehe darauf, dass es der Konjunktur vor Covid-19 gut gegangen sei und niemand mit einer Pandemie perfekt umgehen könne. Die über allem schwebende Furcht ist Noonan zufolge ohnehin: Wenn die Demokraten die Wahl gewinnen, würden sie Beschlüsse fassen, die der Wirtschaft nur schaden könnten. Und vor einem solchen Albtraum steht für 40 Prozent der US-Bürger als Schutz nur eine Person: Donald Trump.