Berlin/Lesbos – Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) rechnet für das Jahr 2020 mit höchstens 100 000 Asylsuchenden in Deutschland. „Wir werden nach jetzigem Stand in diesem Jahr weniger als 100 000 Migranten aufnehmen“, sagte Seehofer der „Bild am Sonntag“. Dies sei auch ein Grund, warum die Aufnahme von rund 1500 Flüchtlingen aus dem abgebrannten griechischen Lager Moria vertretbar sei.
Der Innenminister hofft zudem auf eine Einigung innerhalb der EU über eine Reform der Asylpolitik bis Jahresende. „Ich erwarte von der EU-Kommission einen handfesten Vorschlag, bei dem alle Register gezogen werden, damit wir bis Ende des Jahres eine politische Verständigung über die europäische Asylpolitik haben“, sagte Seehofer. „Ich selbst werde alles tun, um eine Lösung zu erreichen.“ Die EU-Kommission will am Mittwoch einen Vorschlag für einen „neuen Pakt zu Migration“ vorlegen.
Unterdessen ist das Übergangslager für Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos nahezu voll belegt. 9000 Flüchtlinge seien mittlerweile in der für maximal 10 000 Menschen ausgelegten Zeltstadt untergebracht, erklärte das griechische Migrationsministerium am Wochenende. Durch die Brände im Lager Moria vor zehn Tagen waren nach offiziellen Angaben 12 700 Menschen obdachlos geworden. Sie hatten sich teilweise geweigert, ins neue Lager umzuziehen.