Rom – Papst Franziskus hat vor dem Hintergrund dubioser Geldströme im Vatikan Kardinal Angelo Becciu aus seinen Ämtern entlassen. Für den Abtritt des 72-jährigen Italieners, der lange als Vertrauter von Franziskus galt, wurde keine Begründung genannt. Es hieß nur, Becciu sei als Präfekt der Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zurückgetreten und verzichte auf seine Kardinalsrechte. Der Papst habe den Rückzug angenommen. Becciu sieht sich zu Unrecht beschuldigt. Er habe nicht „einen Euro gestohlen“, sagte er der Zeitung „Domani“.
Hintergrund für die ungewöhnliche Entmachtung eines Spitzenmannes der katholischen Kirche sind offenbar Geschäfte, die Becciu mit Unternehmen seiner Brüder machte. Außerdem brachten Medien den Schritt in Zusammenhang mit einem Skandal um eine Investition des Vatikans in eine Luxusimmobilie im Zentrum Londons. Becciu sagte, er könne die Sache erklären. „Es gibt mit Sicherheit keine Straftaten.“
Jüngst hatte das Wochenmagazin „L’Espresso“ über die Geschäfte mit den Brüdern berichtet. Demnach flossen zwischen 2013 und 2015 rund 600 000 Euro an eine wohltätige Lebensmittel-Kooperative, betrieben von einem Bruder in Sardinien. Außerdem geht es um Aufträge an eine Firma eines anderen Bruders, die Türen und Fenster liefert, für die Botschaft des Vatikans in Ägypten.
Ob Becciu den Kardinalstitel behält, war zunächst unklar. Eine Entlassung aus diesem Stand ist innerkirchlich nicht vorgesehen.