München – Zuletzt war es still geworden um Wolfgang Clement. Im Juni, kurz vor seinem 80. Geburtstag, gab der frühere Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister noch einmal ein Interview. „Ich habe einfach viel Glück gehabt im Leben“, sagte der langjährige SPD-Politiker und ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Es war wohl ein Abschied. Im August wurde bekannt, dass er an Lungenkrebs litt. Nun ist Wolfgang Clement gestorben.
Als sein politisches Vermächtnis bleibt vor allem die Umsetzung der Hartz-Reformen als Superminister für Wirtschaft und Arbeit im Kabinett von Kanzler Gerhard Schröder (SPD). Die Reformen gelten als Startschuss für wirtschaftliche Boomjahre. Für Wolfgang Clement, der damals als Schröders Nachfolger gehandelt wurde, leiteten sie das Ende seiner politischen Laufbahn ein.
Die begann Anfang der 1980er Jahre. Der 1940 in Bochum geborene studierte Jurist arbeitete zunächst als Lokalredakteur bei der „Westfälischen Rundschau“. Sein Lokalchef wurde später Chefredakteur des Blattes und machte Clement zu seinem Stellvertreter. „Dieser Mann war der erste große Glücksfall meines Lebens“, sagte Clement im Juni.
Der nächste Glücksfall hieß Hans-Jürgen Wischnewski, ein SPD-Urgestein. „Er hat mich im Namen von Willy Brandt gefragt, ob ich Sprecher der SPD werden wollte.“ Das war 1981, als das Verhältnis von Parteichef Willy Brandt, Bundeskanzler Helmut Schmidt und Fraktionschef Herbert Wehner bereits heillos zerrüttet war. Clement fand sich in dieser Situation zurecht. Als aber Brandt und der damalige SPD-Kanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Johannes Rau im Wahlkampf 1986/87 nicht an einem Strang zogen, schmiss Clement als SPD-Sprecher hin und wurde Chefredakteur der „Hamburger Morgenpost.
Doch Rau holte ihn zurück in die Politik und machte ihn 1989 zum Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf, 1998 wurde Clement selbst Ministerpräsident in NRW. Vier Jahre später gab er das Amt auf, um Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister zu werden. Er habe etwas an den sozialwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland verändern wollen, sagte er im Rückblick. Sein politisches Handeln in dieser Zeit würdigten am Sonntag auch Mitglieder anderer Parteien. Der derzeitige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte, Deutschland verliere „einen großen Patrioten und Politiker, dem es nicht um Ideologie, sondern um Arbeitsplätze und Menschen ging“. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nannte Clement einen modernen Gestalter und pragmatischen Lenker.
In der SPD polarisieren die Hartz-Reformen bis heute. Noch immer leidet die Partei unter dem Verlust von Teilen ihrer Stammklientel. Auch Clement wurde das angelastet. 2008 trat er aus der SPD aus. Später sympathisierte er mit der FDP.
Mehrfach war Clement nach seinem Parteiaustritt Schlichter in Tarifverhandlungen der Baubranche, zuletzt 2018. Danach zog er sich in den Schoß seiner Familie zurück, in deren Kreis er am Sonntagmorgen in seinem Haus in Bonn starb. sr/dpa