„Er hat NRW gewonnen, das ist schon mal was“

von Redaktion

Bayerns Ministerpräsident hat die neue Biografie über seinen NRW-Kollegen Laschet vorgestellt

München – Eigentlich ist Armin Laschet deutlich kleiner als Markus Söder, aber an diesem Morgen überragt er den Bayern locker um zwei Köpfe. Leicht verkniffen, fast mürrisch schaut der NRW-Ministerpräsident vom Plakat auf den Kollegen aus München herab. Natürlich habe er den Armin gefragt, ob er mit dem Auftritt einverstanden sei, sagt Söder. „Er fand das gut. Und er hat gesagt, ich soll halt was Gutes sagen.“

Es ist kein ganz gewöhnlicher Termin, den der CSU-Chef gestern in Berlin absolviert. Er soll die neue Laschet-Biografie vorstellen, sie trägt den spielerischen Titel: „Der Machtmenschliche“. Dass nun ausgerechnet der Machtmensch aus Bayern diese Aufgabe übernimmt, hat seinen Reiz. Über das wechselhafte Verhältnis der beiden potenziellen Kanzleranwärter ist ja viel geschrieben worden.

Auch an diesem Vormittag geht es – natürlich – um die K-Frage. Erst mal aber lobt Söder die Zusammenarbeit mit Laschet in der Corona-Krise. Hier und da habe es verschiedene Einschätzungen gegeben, sagt er, und trotzdem: Im Grundsatz laufe es gut. Es ist die höfliche Umschreibung der Tatsache, dass die Strategien – von größter Vorsicht in Bayern bis zum Drängen auf Lockerungen in NRW – zwischenzeitlich maximal auseinandergingen. Seither gelten die zwei Landeschefs erst recht als Antipoden.

Glaubt man dem Buch, aus dem Moderator und Funke-Chefredakteur Jörg Quoos zitiert, dann ist es ein ungleiches Duell. Laschet sei von einer „Unfähigkeit zur Gnadenlosigkeit“ gekennzeichnet, heißt es darin. Er gelte intern als zu nett und zu freundlich, um etwas zu werden. Menschlichkeit als Schwäche. Söder, von dem es heißt, er teile diese Sicht, ist schlau genug, Fragen nach Laschets Naturell ausweichend zu beantworten. Er habe den Kollegen nie unterschätzt, sagt er einmal. Wahlen in NRW müsse man erst mal gewinnen – „das ist schon mal was“.

Mehr Anerkennung ist an diesem Morgen aber nicht drin. Laschet sei ein „humorvoller, ernsthafter, heimatbewusster und einfach sehr lebensfreudiger Mensch“, sagt Söder etwas später. Man kann das in etwa so lesen: ein rheinischer Schunkelschorsch – so nett wie ungefährlich.

Eine knappe Stunde nimmt Söder sich Zeit. Es ist ein munteres Gespräch, in dem man auch ein paar Kuriositäten erfährt. Dass Laschet angeblich alle Päpste auswendig weiß. Dass er jede Autobahnausfahrt kennt, an der ein McDonald’s steht. Dass er, jedenfalls laut seinem Bruder Patrick, von Karl dem Großen abstammt, hat sich ja schon rumgesprochen. Als Moderator Quoos fragt, ob er denn Ähnliches zu bieten habe, antwortet Söder nur knapp: „Ich stamme von Max ab, das ist mein Vater.“

So launig das klingt, natürlich ist ein solcher Termin auch mit Risiken verbunden. Im Rennen um die Kanzlerschaft, an der Söder offiziell null, inoffiziell aber schon Interesse hat, wird jeder Satz über die Konkurrenz auf die Goldwaage gelegt. Natürlich versucht Quoos, Söder ein Sätzchen über die eigenen Ambitionen abzuringen, was nicht gelingt.

Wobei, eine Episode des Buchs lässt dann doch aufhorchen. Im Gespräch über Kanzlerschaft und Parteivorsitz soll ein Pfarrer Laschet mal gesagt haben: „Ich glaube nicht, dass jemand, der so aus Fleisch und Blut Politiker ist, an der letzten und größten Herausforderung stehen bleibt.“ Söder nickt dazu so heftig, als ginge es um ihn.

Laschet will sich nun revanchieren. Anfang November wird er die überarbeitete Version der Söder-Biografie „Der Schattenkanzler“ vorstellen. Er habe ohne langes Zögern zugesagt, hieß es gestern – genau wie Söder seinen gestrigen Auftritt. Dessen Erwartungen sind, nun ja, gedämpft. Das Laschet-Buch sei ja insgesamt eine „freundliche Biografie“ geworden, sagt er. „So was gibt es in Bayern nicht.“ MARCUS MÄCKLER

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