Ost-West-Beziehungen sind nicht mehr exotisch

von Redaktion

Jährlich erscheint der Bericht zum Stand der Deutschen Einheit – 30 Jahre Wiedervereinigung vom Geld bis zur Liebe

Berlin – Kurz vor dem 30. Jahrestag der Wiedervereinigung hat die Bundesregierung ihren jüngsten Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit vorgelegt. Wie hat sich das Leben in Deutschland verändert, vor allem im Osten? Ein Rückblick in Zahlen.

Ost-West-Wanderung

Zwischen 1991 und 2018 zogen rund 3,7 Millionen Menschen aus den neuen in die alten Bundesländer – junge Frauen etwas häufiger als gleichaltrige Männer. Zwar wechselten in diesem Zeitraum auch 2,5 Millionen Westdeutsche in den Osten. Die Folgen der jahrelangen Abwanderung junger Erwachsener blieben aber spürbar, heißt es im Bericht.

Wohnfläche

Nach Daten des Statistischen Bundesamts vergrößerte sich die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in den neuen Ländern von 28,7 (1991) auf 44,1 Quadratmeter (2019). Im früheren Bundesgebiet wuchs die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in dem Zeitraum von 36,5 auf 47,47 Quadratmeter.

Wirtschaftskraft

1990 wurde die Wirtschaftskraft in den neuen Bundesländern mit 37 Prozent des entsprechenden Wertes in Westdeutschland bewertet – inzwischen liegt das Brutto-Inlandsprodukt je Einwohner) im Osten bei knapp 73 Prozent des West-Wertes.

Partnerschaften:

Ost-West-Beziehungen sind nicht mehr exotisch. Eines von 20 deutschen Paaren hat heute familiäre Wurzeln beiderseits der vormaligen Grenze. In den 1990er Jahren fanden vor allem Ost-Frauen und West-Männer zueinander. Inzwischen hat sich der Anteil der Paare, bei denen die Frau aus den alten Ländern stammt und der Mann aus den neuen, auf 40 Prozent erhöht. Zahlen für gleichgeschlechtliche Paare werden nicht genannt.

Entschädigungen:

Für etwa 2,2 Millionen Grundstücke wurden Anträge auf Rückgabe nach dem Vermögensgesetz bearbeitet – hinzu kamen die Anträge von NS-Verfolgten. Bis zum Frühjahr 2020 wurden zwei Billionen Euro an Entschädigungs- und Ausgleichsleistungen für Enteignungen nach 1945 geleistet.

Wiedergutmachung

Seit 1992 haben Bund und Länder 2,43 Milliarden Euro für Haftentschädigungen und Opferrenten ehemaliger DDR-Bürger aufgewendet.

Einheitskosten

Es existieren verschiedene Berechnungen zu den Kosten der Wiedervereinigung, die sich teils stark unterscheiden. Die Bundeszentrale für politische Bildung zitiert allein drei Wirtschaftsinstitute mit Schätzungen der Transferleistungen von West nach Ost zwischen 1,5 und 3,4 Billionen Euro. Eine abschließende Antwort gibt es nicht.

Gemeinsamkeiten

Etwa die Hälfte der Deutschen sehe zwischen „dem Osten“ und „dem Westen“ immer noch mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, zitiert der Einheitsbericht eine Umfrage. Fast genauso viele Teilnehmer (46 Prozent) bestätigten diese Diagnose auch hinsichtlich von Unterschieden zwischen Nord und Süd.  dpa

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