Köln – Eigentlich ist alles so ausgetüftelt, dass sich die drei Kandidaten nicht über den Weg laufen – aber dann geschieht es doch: Am Samstagnachmittag stehen Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen alle im Foyer des Kölner Gürzenich. Nur ein paar Meter trennen sie. Jeder ist von einem Kamerapulk umringt. Und wirbt mehr oder weniger deutlich für sich als künftigen CDU-Bundesvorsitzenden.
So entwickelt sich dieser NRW-Tag der Jungen Union, zwei Monate vor dem entscheidenden CDU-Parteitag, also doch zum großen Schaulaufen der Rivalen. 250 Delegierte des CDU-Nachwuchses bemühen sich zwar, keine großen Präferenzen durchscheinen zu lassen – für jeden Redner erhebt man sich von den Plätzen, jeder erhält die gleiche Redezeit, Zwischenapplaus und mehr als freundlichen Schlussbeifall. Für Beobachter werden aber inhaltlich deutliche Differenzen in diesem Trio klar.
Laschet tritt selbstbewusst auf. Er empfiehlt der CDU für den Bundestagswahlkampf 2021 seinen eigenen Wahlkampf in NRW vor drei Jahren als Vorbild. Damals sei die SPD-Ministerpräsidentin Kraft für unschlagbar gehalten worden. Noch sechs Wochen vor der Wahl lag die SPD weit vorn. Er sei gedrängt worden, schnell ein Thema hochzubringen, etwa Burkas. Er habe das abgelehnt, den Kurs der Mitte gehalten. Das habe zum Erfolg geführt. Heute sei die CDU die Nummer eins in NRW.
Als nächstes spricht Röttgen, angefeuert vom „Team Röttgen“, das mit eigenen Schildchen ausgestattet ist. Es erinnert ein bisschen an das Finale von Casting-Shows: Da hat jeder Kandidat seine eigene Jubeltruppe. Aber man befindet sich ja auch im klassischen Kölner Karnevalssaal: Der Gürzenich war schon im Mittelalter das größte deutsche Tanzhaus, später gab Konrad Adenauer hier rauschende Feste. Röttgen spricht über Verteidigung, Weltpolitik, Digitalisierung, Klimapolitik und andere „Herausforderungen“. Der Mann mit dem Silberhaar gibt sich staatsmännisch.
Rhythmisches Klatschen – der Dritte im Bunde entert das Pult. Er sieht die Ergebnisse der NRW-Kommunalwahl gar nicht so positiv wie eben noch Laschet. „Wir müssen klar sein in unseren Aussagen und nicht rücksichtsvoll auf andere“, mahnt Merz. Die Union brauche ein klares Profil. „Wir unterscheiden uns nicht in Nuancen, sondern wir entscheiden uns in Substanziellem von den Grünen.“ Ganz klar: Merz profiliert sich nicht als Mann der Mitte, sondern der klaren Kante. „Wir brauchen frische Luft im Saal“, ruft Merz. Das ist im übertragenen Sinne gemeint.
Zwei potenzielle Kandidaten, wenn es nach dem CDU-Vorsitz dann um eine Kanzlerkandidatur geht, sind nicht im Kölner Saal. Für Jens Spahn gibt es Zwischenbeifall, als Laschet ihn in seiner Rede erwähnt. Und aus Bayern meldet sich am Sonntagabend Markus Söder zu Wort.
Der CSU-Chef tritt vor Delegierten der JU Oberbayern auf. „Manche meinen, die Bundestagswahl sei schon gewonnen“, sagt er, ohne Namen zu nennen. Söder erneuert seine Warnung, dass Merkels Popularitätswerte für die Union nach ihrem Abgang neu erkämpft werden müssten. Auch Söder grenzt sich von den Grünen ab, warnt vor schwierigen Verhandlungen und verwerfungen in der deutschen Außenpolitik unter einem grünen Außenminister. Söder sieht ein Szenario, dass die Union ganz mit leeren Händen dasteht. „Wenn die eine Stimme Mehrheit haben, werden sie Grün-Rot-Rot machen.“ CHRISTOPH DRIESSEN/ CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER