Räumung mit Großaufgebot

von Redaktion

Besetzer müssen Berliner Szene-Haus „Liebig 34“ verlassen

Berlin – Die schon legendäre Räumung besetzter Häuser in der Mainzer Straße in Berlin-Friedrichhain liegt 30 Jahre zurück. Im November 1990 eskalierte die Lage zu einer dreitägigen Straßenschlacht zwischen Polizei und Hausbesetzern. Damals platzte die rot-grüne Koalition der Hauptstadt. Solche Verwerfungen will die Polizei heute bei der geplanten Räumung eines der letzten linksradikalen Symbolprojekte in Berlin, des Hauses „Liebig 34“, vermeiden. Die Taktik: eine große Übermacht der Polizei und weiträumige Absperrungen.

Mehrere tausend Polizisten sollen im Einsatz sein, darunter Unterstützung aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei. Nach Medienberichten sollen auch Spezialeinheiten bereitstehen. Ein Spezialteam mit Kletterausrüstung war bereits gestern bei der Begutachtung des Hauses zu sehen. Unter Umständen könnte die Polizei versuchen, über das Dach oder den Innenhof in das vermutlich verbarrikadierte Haus einzudringen.

Die Polizei bestätigte, es bleibe bei dem Räumungstermin am Freitagmorgen um 7.00 Uhr: „Wir werden den Gerichtsvollzieher begleiten, um in Amtshilfe den Beschluss zu vollstrecken.“ Kurzfristig hatte ein Gericht den Antrag der Bewohnerinnen und Bewohner auf Aufschub abgelehnt. Bereits vor zwei Jahren war ein zehnjähriger Gewerbemietvertrag ausgelaufen. Der Eigentümer setzte schließlich die Räumung durch.

Von den etwa 40 Bewohnern des „anarcha-queer-feministischen Hausprojekts Liebig 34“ verließen gestern etwa zehn junge Frauen mit Rucksäcken und Taschen das Gebäude. Schon bei früheren Räumungen besetzter Häuser waren bei der Ankunft des Gerichtsvollziehers alle Bewohner ausgezogen.

Leichten Zugang hat die Polizei trotzdem nicht. Tausende Demonstranten werden erwartet. Die „Liebig 34“ ist in der linken und linksextremen Szene weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Polizei schließt auch nicht aus, dass gewaltbereite Unterstützer aus Frankreich oder Griechenland anreisen könnten.

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