Sydney – Schon seit Beginn der Pandemie stand die Frage im Raum, wie lange sich Coronaviren auf Oberflächen wie Aufzugknöpfen oder Einkaufswagen halten. Bisher ging das Robert-Koch-Institut (RKI) auf glatten Oberflächen von drei bis sieben Tagen aus. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse aus der australischen Forschung: Auf glatten Oberflächen wie die von Handydisplays oder Bankautomaten soll das Coronavirus bis zu 28 Tage überleben.
Das geht aus einer Studie der australischen Wissenschaftsbehörde Csiro hervor, die am Montag in der Zeitschrift „Virology Journal“ veröffentlicht wurde. „Bei 20 Grad Celsius, also etwa Raumtemperatur, fanden wir heraus, dass das Virus extrem robust ist und 28 Tage lang auf glatten Oberflächen wie Glas von Handybildschirmen und Kunststoff-Geldscheinen überlebt“, sagte Debbie Eagles, stellvertretende Direktorin des Zentrums für Seuchenvorsorge, das die Forschungsarbeiten durchführte. Das Experiment wurde im Dunkeln durchgeführt, da direktes Sonnenlicht Studien zufolge das Virus schnell abtöten könne.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es allerdings bislang keine Fälle, bei denen nachgewiesen wurde, dass das Coronavirus durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen oder über kontaminierte Oberflächen auf Menschen übertragen wurde und es zu Infektionen kam. Allerdings können den Angaben zufolge Schmierinfektionen über Oberflächen nicht ausgeschlossen werden, die zuvor mit Viren kontaminiert wurden.
Der australischen Studie zufolge überlebte das Virus auf glatten Oberflächen wie Glas, Edelstahl und Vinyl im Vergleich zu zusammengesetzten, porenreichen Oberflächen wie Baumwolle länger. Auch das Robert-Koch-Institut untersuchte den Unterschied zwischen glatten und porösen Oberflächen: Bislang hieß es, dass es bei Materialien wie etwa Einweg- und Baumwollkitteln oder Papier auf die Virusmenge ankomme. Sehr geringe Virusmengen würden sich demnach nur bis zu fünf Minuten halten, höhere bis zu 24 Stunden. Auf Einwegkitteln seien größere Virusmengen bis zu zwei Tage nachweisbar gewesen, auf Baumwollkleidung und Papier sogar bis zu vier Tage. Außerdem hieß es bisher, dass sich an der Infektiosität auf den Oberflächen bis zu einer Temperatur von 30 Grad nichts ändere.
Ein wichtiger Befund sei laut der australischen Studie die Lebensdauer des Virus auf Glas. Denn Bankautomaten, Selbstbedienungskassen in Supermärkten und Check-in-Automaten an Flughäfen hätten Flächen, die häufig berührt und möglicherweise nicht regelmäßig gereinigt würden. Daher gelte die Regel weiter: Häufig Hände waschen und reinigen von Oberflächen. dpa/kab