US-Wähler brauchen viel Geduld

von Redaktion

München – Drei Wochen sind es noch bis zur Wahl des US-Präsidenten – doch die hoch umstrittene Briefwahl läuft längst auf vollen Touren. In Texas können die Wahlberechtigten seit Dienstag ihre Stimme abgeben. Vor den Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen, so wie tags zuvor bereits in Georgia. Örtliche Medien zeigten Bilder von Schlangen über mehrere hundert Meter und berichteten von stundenlangen Wartezeiten. Die Zeitung „USA today“ schrieb, die Wähler hätten in einem Einkaufszentrum im Süden von Austin ihre Stimmabgabe wie den Zieleinlauf nach einem Marathon gefeiert. „Du hast es geschafft!“ Und „Es war die Anstrengung wert!“

Dabei sah es am vergangenen Freitag noch nach Entlastung aus: Ein US-Bundesrichter hatte ein Dekret des Gouverneurs von Texas zur Beschränkung der Annahmestellen für die Briefwahl aufgehoben. Richter Robert Pitman begründete die Entscheidung damit, das Dekret schränke die Rechte von Wählern in größeren und bevölkerungsreichen Landkreisen ein. Die Anfang Oktober vom republikanischen Gouverneur Greg Abbott erlassene Anordnung sah eine Beschränkung der Annahmestellen für die Briefwahl auf eine pro Landkreis vor. Zum Teil hätte das eine Anfahrt von bis zu einer Stunde bedeutet.

Nichts scheint normal in diesem hoch emotionalen Wahlkampf: Behauptungen der Republikaner, wonach die Einschränkung Wahlbetrug reduzieren würde, wies der Richter als „nicht durch Fakten belegt“ zurück. Vielmehr führe die Anordnung zu Verwirrung bei den Wählern und würde sie zwingen, weit zu fahren, um ihre Stimme abzugeben. Starker Andrang vor den Annahmestellen würde die Wähler zudem einem höheren Risiko aussetzen, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

Schon zehn Millionen haben ihre Stimmen abgegeben. Das geht aus jüngsten Zahlen des US Elections Project der Universität von Florida hervor, das auf die Observation von Wahlen spezialisiert ist. Nach Angaben des Projekts ist diese Zahl um ein Vielfaches höher als drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl 2016. Donald Trump macht jedoch seit Monaten Stimmung gegen die Briefwahl, die er als betrugsanfällig bezeichnet. Experten widersprechen entschieden.

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