„Das Atmen mit Maske kann man lernen“

von Redaktion

Experten: Das höchste Infektionsrisiko besteht im privaten Umfeld – Ein Mund-Nasen-Schutz hilft

München – Gefühlt werden die Corona-Regeln fast täglich verschärft, weil die Infektionszahlen immer weiter steigen. Doch wo liegen die Infektionsherde? Prof. Franz-Xaver Reichl, Mikrobiologe an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und Experte unserer Zeitung, warnt insbesondere vor Ansteckungen im privaten Umfeld.

Bei privaten Feiern bestehe in der aktuellen Situation die größte Infektionsgefahr, warnt er. Das betreffe nicht nur größere Zusammenkünfte wie Hochzeiten, sondern auch ausgelassene Nachmittage oder Abende im kleineren Kreis. „Grundsätzlich ist von einem Treffen mit mehr als fünf Personen abzuraten“, sagt Reichl und geht damit konform mit aktuellen Vorgaben in Bayern. Diese sehen auch vor, dass sich maximal zwei Haushalte treffen dürfen. Apropos Haushalte: Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) gelten in der Tat Privathaushalte, aber auch Altenheime als Orte mit erhöhtem Infektionsrisiko.

In der Gastronomie bestehe Studien zufolge „nur“ ein mittleres Ansteckungsrisiko – sofern Sicherheitsmaßnahmen wie Trennscheiben oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes eingehalten werden. Für die Wintermonate empfiehlt Prof. Reichl allen Gastronomen, Filtergeräte im Innenraum zu installieren. Solche Geräte fänden sich bereits in öffentlichen Verkehrsmitteln, um die Infektionsgefahr zu senken.

Viel diskutiert wird derzeit auch über Kitas und Schulen. Anders als bei der Grippe sind Kindertagesstätten aber keine bedeutenden Pandemietreiber, das belegt jetzt auch eine vom RKI geleitete „Corona-Kita-Studie“, deren Zwischenergebnisse jüngst vorgestellt wurden. Demnach wurde bisher nur ein Prozent der Kitas wegen Corona-Alarm geschlossen. Bei Schulen ist das Bild etwas uneinheitlicher – grob gesagt: Je jünger die Schüler, umso geringer das Risiko. Allerdings können hier Alltagsmasken Infektionen verhindern. „Ab dem Grundschulalter ist eine Maske zumutbar, das Atmen mit Maske kann man lernen“, sagt Prof. Reichl – und empfiehlt zudem in Klassenräumen Filtergeräte.

Ähnliches gilt für den Arbeitsplatz: Je mehr Menschen auf engstem Raum arbeiten, desto größer auch das Infektionsrisiko. Gerade in Großraumbüros mache dauerhaftes Maskentragen Sinn, so Reichl. Freizeitaktivitäten sollten seiner Ansicht nach draußen stattfinden – und mit maximal fünf Personen.

Zum Schluss eine Entwarnung: Kirchen gelten als relativ „corona-sicher“: In Bayern sind bisher keine Infektionen in einem katholischen oder evangelischen Gottesdienst bekannt geworden. In der Regel gilt Maskenpflicht in der Messe – und kein Gemeindegesang. ANNA TRATTER

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