Washington – Als Model war Melania Trump auf dem Laufsteg zu Hause. Für eine First Lady der USA steht sie verhältnismäßig selten im Rampenlicht. Neben ihren wenigen Auftritten sind es Momente, in denen sie sich unbeobachtet gefühlt haben dürfte und die auf Video festgehalten wurden, die das Bild der 50-Jährigen mitgeprägt haben. Etwa bei der Amtseinführung Donald Trumps im Januar 2017, als ihr Lächeln in dem Moment in sich zusammenfällt, als ihr Ehemann sich von ihr abwendet. Oder beim Staatsbesuch in Israel bald darauf, als sie den Versuch des US-Präsidenten, ihre Hand zu nehmen, mit einem Klaps zurückzuweisen scheint. Im Wahlkampf hat sich Melania Trump mit Werbung für ihren 74-jährigen Ehemann auffällig zurückgehalten.
Dass das Ex-Model aus Slowenien im Weißen Haus im Hintergrund geblieben ist, ist auch Donald Trump geschuldet: Er versteht sich seit jeher meisterhaft darauf, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unabhängig von seiner Dominanz hat die 50-Jährige aber auch selbst nicht das Rampenlicht gesucht. Wie blass sie in ihrer Zeit als First Lady geblieben ist, zeigt sich vielleicht am besten im Vergleich mit ihrer Vorgängerin Michelle Obama. Michelle Obama war nicht nur als First Lady präsenter, sondern ist längst zum heimlichen Star der Demokratischen Partei avanciert. Kaum vorstellbar, dass Melania Trump jemals eine solche Prominenz erlangen würde.
Die Trumps wirkten bei öffentlichen Auftritten nie so harmonisch wie etwa die Obamas. Spekulationen über die Ehe – für Donald Trump ist es die dritte – gibt es zuhauf. Sie werden befeuert von harmlosen Berichten über getrennte Schlafzimmer, aber auch von schwerwiegenden Vorwürfen über Donald Trumps angebliche Affären und sexuelle Übergriffe aus der Zeit vor seinem Einzug ins Weiße Haus. Melania Trump absolviert Pflichttermine und lächelt für die Kameras. Ob sie mit ihrer Rolle als First Lady zufrieden ist, daran lassen kürzlich vom Sender CNN ausgestrahlte Gesprächsaufnahmen aus dem Jahr 2018 Zweifel aufkommen. Sie arbeite sich „den Arsch ab“ für die Weihnachtsdekoration im Weißen Haus, die dann aber wegen der Migrationspolitik Donald Trumps „einen Scheißdreck“ interessiere, sagt Melania in einem Telefonat, das ihre Freundin Stephanie Winston Wolkoff aufzeichnete – die Freundschaft ging später in die Brüche.
Im Wahlkampf ist die First Lady viel seltener aufgetaucht als andere Mitglieder der Trump-Familie, die sich für die Wiederwahl des Präsidenten ins Zeug legen. Doch Melania hat auch Akzente gesetzt: Ihr Herzensprojekt ist die „Be Best“-Initiative, die sie gegründet hat und die sich um das Wohl von Kindern kümmert. Dabei engagiert sie sich auch gegen Cyberbullying, also gegen Mobbing in sozialen Medien. Eine gewisse Ironie dahinter dürfte ihr angesichts der Social-Media-Aktivitäten ihres Ehemannes kaum verborgen geblieben sein. Im Gedächtnis geblieben ist auch, dass Melania Trump im Sommer 2018 Front gegen die Null-Toleranz-Politik ihres Mannes bei illegaler Einwanderung machte, die zur Trennung von Kindern von ihren Eltern an der Grenze zu Mexiko führte.
Während dem Präsidenten in der Corona-Krise mangelnde Empathie vorgeworfen wird, spricht die First Lady den Opfern der Pandemie ihr Mitgefühl aus. „Wenn Sie krank sind oder wenn Sie einen geliebten Menschen haben, der krank ist, denke ich an Sie und werde jeden Tag an Sie denken“, schrieb sie nach ihrer Genesung. „Ich bete für unser Land und ich bete für alle, die mit Covid-19 und anderen Krankheiten oder Herausforderungen kämpfen.“