München – Die München Klinik sieht sich gut für steigende Covid-19-Patientenzahlen gerüstet. Es gebe ausreichend Material und abgestimmte Pläne, um notfalls die Kapazitäten auszuweiten, teilte die Klinik am Freitag mit. Im Sommer seien Vorräte unter anderem an Schutzkleidung für mindestens ein halbes Jahr angelegt und für Material externe Lagerräume angemietet worden.
„Wir sind durch die erste Welle gut vorbereitet: Wir haben Wissen erworben, wie wir mit der Erkrankung umgehen, auch in der Therapie haben wir dazugelernt und uns stehen mehr Instrumentarien zur Verfügung“, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing. Das stimme zuversichtlich – „auch wenn wir die aktuellen Infektionszahlen mit Sorge beobachten“.
Man müsse „als Gesellschaft vorsichtig bleiben, denn das Infektionsgeschehen folgt einer exponentiellen Gleichung“, sagte der Mediziner. „Die Auswirkungen in den Kliniken sehen wir erst mit einer zeitlichen Verzögerung und sollten uns daher nicht zu sehr in Sicherheit wiegen.“ Achtsamkeit und Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln blieben das wichtigste Instrument.
Die Versorgung von Notfällen, Geburten und dringend notwendigen Operationen sei gesichert. Sollte das Infektionsgeschehen aber aus dem Ruder laufen und die Kliniken einem Stresstest unterworfen werden, müssten nichtdringende Eingriffe verschoben werden. Die München Klinik Schwabing hat die bundesweit längste Erfahrung mit Corona-Patienten; Wendtner hatte im Januar die ersten Infizierten Deutschlands betreut.
Am Freitag wurden zum ersten Mal in der zweiten Welle der Pandemie Patienten aus den Niederlanden in deutsche Kliniken verlegt. Ein Hubschrauber transportierte einen Patienten in ein Krankenhaus nach Münster. Ein zweiter Flug, ebenfalls von Almere nach Münster, sollte folgen.
Durch die Verlegungen soll der Druck auf die Intensivstationen in den Niederlanden gesenkt werden. Bereits fast jedes zweite Bett auf Intensivstationen ist mit einem Corona-Patienten belegt. Am Freitag waren erstmals mehr als 10 000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden, 726 mehr als am Vortag. Die Niederlande gehören zu den am stärksten betroffenen Länder Europas.
Die Krankenhäuser in der Region Nordwesten, zu der auch Almere gehört, könnten den Zustrom neuer Patienten kaum bewältigen, teilte das Koordinierungszentrum für die Verteilung in Rotterdam mit: „Das Wasser steht ihnen bis zum Hals.“ dpa