Wer sieht, wie unsere Politiker, Ausländerbeauftragten und Ratsherren sich mit der „Reinigung“ unserer Sprache plagen, könnte meinen, es gibt keine wichtigeren Probleme in diesem Land. Jetzt hat der Eifer dieser besorgten Gutmenschen sogar das Grundgesetz erreicht. In dessen Artikel 3 steht mit Fug und Recht seit 1949, dass niemand wegen seiner „Rasse“ benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Nach zwölf Jahren unter dem Rassenwahn der Hitler-Leute war es mehr als selbstverständlich, dass die Verfassungsväter dieses Gleichheitsgebot als unabdingbares Grundrecht verankert haben. Die das jetzt ändern wollen, sind beileibe keine Rassisten, aber übereifrige Sprachreiniger. Sie sehen schon das Wort „Rasse“ als vergiftet an und unterstellen dem, der es gebraucht, damit eine Wertung auszudrücken. Im Grundgesetz könnte daher bald stehen, dass jede „rassistische Diskriminierung“ verboten ist. Aber der unnötige Streit über dieses ganze Thema beginnt ja gerade erst.
Wo unsere Spitzenpolitiker noch einigermaßen sachlich diskutieren, verfallen Eiferer auf breiter Front in irrationale Denkmuster. Besonders aktuell ist die Meinung, das Bild des schwarzen Mohren – eigentlich Mauren aus dem afrikanischen Mauretanien – in unserer Kultur sei rassistisch. So fehlen in der Ulmer Münster-Krippe in diesem Jahr die Heiligen Drei Könige, wegen der als rassistisch empfundenen Darstellung des schwarzen Königs Melchior. Auch wenn es Klischees dazu in bestimmten Zeiten gegeben haben mag, muss man die Legende doch im Gegenteil so verstehen, dass der Afrikaner ebenbürtig mit den anderen Anbetenden vor dem Jesuskind stehen soll.
Längst hat die Mohren-Manie auch unsere Apotheken erreicht. Die 500 Jahre alte „Mohren Apotheke“ in Frankfurt wurde teilweise mit üblem Druck aufgefordert, den Mohren aus ihrem Namen zu streichen. Dabei steht der Mohr dort – wie an anderen Apotheken – nur als Werbung für die aus Afrika, auch von islamischen „Mauren“ kommende und als fortschrittlich angesehene Heilkunst. Nur nach langer, streitiger Diskussion im Rat der alten Reichsstadt ist es gelungen, diesen Gesichtspunkt durchzusetzen und Schlimmeres zu verhindern.
Erst recht machen die Sprachpuristen nicht Halt vor der von weißen Deutschen geprägten Geschichte. Hier toben sie sich aus bei den Straßennamen von Moltke, Bismarck und Hindenburg, alles angebliche Kriegstreiber, um nur die bekanntesten Namen zu nennen. Auch soll die Westfälische Wilhelms Universität in Münster ihren Namen ändern, weil sie 1902 nach dem damals regierenden Kaiser Wilhelm II. benannt wurde. Ein Wunder eigentlich, dass der Name Karl der Große in Aachen noch geehrt werden darf, obwohl dieser ja kein geringer „Haudrauf“ war. Der Sachsenstamm unter Herzog Widukind musste das besonders erleiden. Im Jahre 782 ließ Karl 4500 gefangene Sachsen abschlachten. Aller und Weser bei Verden sollen rot gewesen sein vom Blut der dort erschlagenen Heiden.
Die ganze Weltgeschichte ist beides – schlimm und großartig. Schon Tacitus wusste aber, dass wir vieles, was vergangen ist, ohne Zorn und Eifer zu sehen haben.
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