Sorge um das Weihnachtsfest

von Redaktion

VON SEBASTIAN HORSCH

München – Damit könnte man ja noch leben. Die Weihnachtsbäume werden in diesem Jahr wahrscheinlich teurer. Der Grund sind höhere Kosten wegen der Coronavirus-Pandemie. Für Nordmanntannen könnten zwei bis vier Euro mehr fällig werden als letztes Jahr, mutmaßt der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger.

Viel schlimmer aber wäre das, wovor einzelne Politiker bereits warnen: Dass die Corona-Epidemie Familien zwingen könnte, getrennt zu feiern. „Wie der Winter wird, wie unser Weihnachten wird, das entscheidet sich in diesen kommenden Tagen und Wochen.“ Mit dieser Botschaft richtete sich Kanzlerin Angela Merkel wiederholt an die Deutschen. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte bereits Anfang der vergangenen Woche in einer Schalte des CSU-Vorstands: „Entweder schaffen wir es, in den nächsten vier Wochen wieder die Zahlen unter Kontrolle zu bekommen“ – oder es drohe „ein einsames Weihnachten“.

Mit diesen Befürchtungen sind die beiden Dauermahner längst nicht mehr alleine. Sollten die Infektionszahlen weiter ansteigen, werde sich das Fest „in einem engeren Rahmen abspielen müssen“, sagte nun auch der hessische Staatskanzleichef Axel Wintermeyer der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Auch der Leiter des niedersächsischen Krisenstabes, Heiger Scholz, ist „immer skeptischer, was an Weihnachten gehen wird und was nicht.“ Aus Sicht von Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, drohen „letztlich Einschränkungen in einem Bereich, der uns seelisch weh tun wird“. Der Staatskanzleichef des Saarlandes, Henrik Eitel, sagte: „Schlimmstenfalls werden Familien ihre Besuche an den Weihnachtsfeiertagen aufteilen müssen.“

Doch so weit, dass Menschen an Weihnachten ganz alleingelassen werden, dürfe es nicht kommen, betont Caritas-Präsident Peter Neher in der „FAS“. Gerade an den Festtagen sei für alte Menschen Kontakt zu ihren Kindern und Enkelkindern wichtig, um „das Gefühl zu haben, noch zu einer Familie zu gehören in einer solch emotional dichten Zeit“. Wie drastisch die Folgen einer Isolation sein könnten: „Das haben wir aus dem ersten Shutdown bitter lernen müssen: Man kann nicht alle Kontakte einfach abschneiden.“

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, warnte davor, Ältere an Weihnachten allein zu lassen. „Wir müssen die Balance finden in den Altenheimen. Mit zunehmendem Wissen über die Ansteckungswege haben wir alle gelernt, dass einige Maßnahmen zu Beginn der Pandemie in mancher Hinsicht überzogen waren“, sagte er. Niemand wolle, dass Menschen sterben, „aber man kann auch einen sozialen Tod sterben“.

Der Corona-Lockdown im Frühjahr hat die Deutschen psychisch stark belastet. Angst-, Stress- und Depressionssymptome hatten einer Studie zufolge allerdings besonders in der Gruppe der 20- bis 50-Jährigen stark zugenommen. Am stärksten betroffen waren demnach Frauen Ende 30.  mit kna und epd

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