Ankara/Paris – Im Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Zorn aus Teilen der muslimischen Welt auf sich gezogen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief zum Boykott französischer Waren auf. Zudem warf er europäischen Politikern Islamfeindlichkeit vor. „Ihr seid im wahrsten Sinne des Wortes Faschisten“, sagte er. „Die Muslime erleben heute eine ähnliche Lynchkampagne, wie sie gegen Juden in Europa zur Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg geführt wurde.“
Zuvor hatte Erdogan bereits Zweifel an Macrons geistiger Gesundheit angemeldet. In einem beispiellosen Schritt rief Paris aus Protest seinen Botschafter aus Ankara zurück. Bundesaußenminister Heiko Maas sprach nach den Kommentaren Erdogans von einem „neuen Tiefpunkt“.
Hintergrund des Streits sind Aussagen Macrons über Meinungsfreiheit und das Veröffentlichen von Karikaturen. Frankreich werde nicht „auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten, auch wenn andere sich davon zurückziehen“, hatte er bei einer Gedenkfeier zu Ehren des von einem Islamisten enthaupteten Samuel Paty gesagt. Der Lehrer hatte Mohammed-Karikaturen als Beispiel für Meinungsfreiheit im Unterricht gezeigt.
Regierungen der muslimisch geprägten Länder Jordanien, Marokko, Katar, Kuwait und Pakistan kritisierten Macrons Äußerungen. Zuvor hatten bereits einige Händler französische Waren aus ihren Filialen entfernt. Der größte französische Wirtschaftsverband Medef stellte sich hinter Paris. Man werde der Erpressung nicht nachgeben, sagte Medef-Chef Geoffroy Roux de Bézieux dem Fernsehsender BFMTV. Prinzipien seien jetzt wichtiger als Geschäfte.