Berlin – Im Prozess um einen mutmaßlichen Mord im Auftrag Russlands hat ein Zeuge von einem abgeklärten und ruhigen Täter gesprochen. „Der wusste, glaube ich, was er tat“, sagte der 41-jährige Mann gestern im Berliner Kammergericht. „Ich finde es ganz schön abgeklärt, das mitten am Tag zu machen.“
Der Zeuge hatte nach eigenen Angaben am 23. August 2019 einen Knall im Park Kleiner Tiergarten in Berlin-Moabit gehört. Als er sich umdrehte, sah er in etwa 20 Meter Entfernung einen Mann auf dem Bauch auf dem Weg liegen. Daneben stand ein weiterer Mann und richtete eine Pistole auf den Kopf des Opfers. „Er hat noch einmal abgedrückt.“ Danach sei der Schütze ruhig mit einem Fahrrad weggefahren. „Hektisch war er auf jeden Fall nicht.“
Das Opfer war ein 40-jähriger Georgier tschetschenischer Abstammung, der am helllichten Tag erschossen worden war. Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft war es ein Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen. Der Fall hatte eine neue Krise in den deutsch-russischen Beziehungen ausgelöst. Angeklagt ist ein Russe, der über seinen Anwalt erklären ließ, er heiße Vadim S., sei 50 Jahre alt und Bauingenieur. Laut Bundesanwaltschaft ist er 55 Jahre alt und hat einen anderen Namen. Seit Prozessbeginn äußerte er sich nicht zu den Vorwürfen.
Der mutmaßliche Täter soll sein Opfer einmal in den Rücken und zweimal in den Kopf geschossen haben. Kurz nach der Tat wurde er gefasst. Das Opfer hatte im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft und galt laut Anklage für die russische Regierung als Staatsfeind.