Britische Labour-Partei schließt Ex-Chef Corbyn aus

von Redaktion

London: Untersuchungsbericht stellt antisemitische Tendenzen fest – 71-Jähriger weist Vorwürfe zurück

London/Tel Aviv – Der frühere britische Labour-Chef Jeremy Corbyn ist gestern im Streit um antisemitische Tendenzen von seiner Partei suspendiert worden. Zuvor hatte ein unabhängiger Untersuchungsbericht festgestellt, dass die Partei und ihr Ex-Chef Diskriminierung und Schikanen gegen Juden zugelassen hätten. Der 71-jährige Corbyn, als Sturkopf bekannt, wies die Vorwürfe aber umgehend weitestgehend zurück: „Ich bin nicht Teil des Problems.“

Die Entscheidung sei aufgrund von Corbyns Reaktion getroffen worden, begründete die Partei ihr Vorgehen. Man müsse nun prüfen, ob die Maßnahme dauerhaft gelte, sagte eine Parteisprecherin. Im Parlament dürfe er nicht mehr Labour vertreten, sondern sei ein unabhängiger Abgeordneter. Die Suspendierung bedeutet, dass er mindestens so lange aus der Partei ausgeschlossen ist, bis die Untersuchungen zu seinem Verhalten beendet sind.

Es habe Schikanen und Diskriminierungen gegeben, hatte zuvor die britische Kommission für Gleichheit und Menschenrechte (EHRC) in ihrem Bericht mitgeteilt. Es habe „unentschuldbare Fehler“ gegeben, die auf einen Mangel an Bereitschaft zur Bekämpfung des Antisemitismus zurückzuführen seien, betonte die Vorsitzende der unabhängigen Kommission, Caroline Waters.

Corbyn war 2015 Labour-Chef geworden. Unter der Führung des Alt-Linken hatte die Partei bei der Parlamentswahl im vergangenen Dezember die schwerste Niederlage seit 1935 eingefahren. Er setzte auf soziale Themen und ließ lange keinen klaren Kurs beim Thema Brexit erkennen. Im April 2020 wurde er schließlich von Keir Starmer abgelöst.

Seit Jahren werfen Kritiker den britischen Sozialdemokraten antisemitische Tendenzen vor – etwa in Beiträgen in sozialen Medien. Schon mehrere Abgeordnete verließen aus Protest die Partei. S. KUSIDLO/T. ZIEVE

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