Eine „barbarische Attacke“ im Gotteshaus

von Redaktion

Paris – Schon wieder Grauen und Entsetzen in Frankreich: Bei einer brutalen Messerattacke in einer Kirche in der südfranzösischen Metropole Nizza sind mindestens drei Menschen getötet worden. Sechs weitere wurden bei dem Angriff gestern verletzt. Nach Angaben der Ermittler handelt es sich bei dem Täter um einen 21-jährigen Tunesier. Er sei Ende September über die italienische Insel Lampedusa in die EU gelangt und anschließend nach Frankreich gekommen. Der Festgenommene soll Brahim Aoussaoui heißen und kein Asyl in Frankreich beantragt haben. Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „islamistischen Terroranschlag“ und rief die höchste Terrorwarnstufe aus. Frankreich sei angegriffen worden, sagte der Staatschef in Nizza. Es ist die dritte Attacke in Frankreich innerhalb weniger Wochen.

Der Angriff ereignete sich laut Medien gegen 9.00 Uhr morgens in der Kirche Notre-Dame mitten in der Einkaufsstraße von Nizza. Der Täter habe einer 70-jährigen Frau die Kehle durchgeschnitten und dem Küster das Messer in den Hals gerammt. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi erklärte, die Art und Weise erinnere an den Tod des vor zwei Wochen ermordeten Lehrers Samuel Paty. Paty war in der Nähe seiner Schule in einem Pariser Vorort enthauptet worden. Eine zweite verletzte Frau habe sich in Nizza noch in eine nahe gelegene Bar flüchten können und sei dort gestorben. Premierminister Jean Castex bestätigte, dass drei Menschen bei der Tat getötet wurden. Estrosi zufolge rief der Attentäter „Allahu akbar“ („Gott ist groß“). Castex sprach von einer „niederträchtigen“ und „barbarischen“ Attacke und kündigte eine entschlossene Antwort der Regierung an. Macron versprach einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen. „Heute steht die ganze Nation hinter unseren katholischen Mitbürgern“, sagte Macron in der Nähe des Tatorts. Man dürfe nicht dem Geist der Spaltung nachgeben. In zahlreichen Kirchen im Land läuteten nach der brutalen Attacke um Punkt 15.00 Uhr die Glocken.

Erst vor zwei Wochen hatte die Ermordung des Lehrers Paty im ganzen Land riesiges Entsetzen ausgelöst. Das Motiv des 18-jährigen Angreifers war den Ermittlern zufolge, dass Paty in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Macron hatte nach der Attacke gegen Paty die Meinungsfreiheit und die Veröffentlichung auch religionskritischer Karikaturen verteidigt. Der türkische Präsident Recep Erdogan sprach daraufhin von einer „Lynchkampagne“ gegen Muslime in Europa und rief zum Boykott französischer Waren auf.

In Frankreich kam es noch zu weiteren Vorfällen, ein Zusammenhang zur Attacke in Nizza konnte aber zunächst nicht bestätigt werden. Die Polizei tötete im südfranzösischen Avignon einen mutmaßlichen Angreifer, der Passanten mit einer Waffe bedroht haben soll. In Lyon wurde ein mit einem Messer bewaffneter Mann festgenommen. Niemand wurde verletzt, der Mann sei Sicherheitskreisen bekannt gewesen. Am französischen Konsulat in Dschidda in Saudi-Arabien wurde außerdem ein Sicherheitsbeamter angegriffen und leicht verletzt. Der Täter wurde festgenommen.

Bei vielen Muslimen in Deutschland wurden die Morde von Nizza verurteilt. Imam Benjamin Idriz von der islamischen Gemeinde in Penzberg schrieb: „Wenn Menschen bei solchem Tun, wie heute in Nizza, sich tatsächlich auf Gott berufen, dann rufen wir Muslime ihnen laut und deutlich entgegen: NIE kann Gott oder unser Glaube, der Islam, für eure Verbrechen eingespannt werden!“

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