KLAUS RIMPEL
Auch wenn Joe Biden das juristische Tauziehen um seinen Wahlsieg gewinnt: Donald Trump wird ihm das Leben auch jenseits der Gerichte schwer machen. Die wichtigste Aufgabe des neuen Präsidenten, die zerrissenen Vereinigten Staaten wieder zu einen, wird unter diesen Bedingungen extrem schwer.
Denn selbst wenn die Republikanische Partei den Verlierer schnell fallen lassen wird: Trumps Anhänger stehen treu zu ihrem Helden. Sie verehren ihn ja ohnehin vor allem deshalb, weil er sich als Anti-Establishment-Kämpfer stilisiert – und in diesem Weltbild sind die knappe Wahlniederlage und die Treulosigkeit einiger republikanischer Führungsfiguren nur ein weiterer Beleg für die „Verschwörung“ der Eliten. Trump wird via Twitter und rechten Medien als Anführer einer Art außerparlamentarischer Opposition die Demokratie noch ungehemmter demontieren, als er dies schon als Präsident tat.
Trotzdem: Joe Biden ist (bei aller Kritik an seinem Alter) die Figur bei den Demokraten, der es am ehesten zuzutrauen ist, dass er ein auch bei konservativen US-Bürgern akzeptierter Präsident sein wird. Sein Problem ist allerdings, dass er gleichzeitig die linke Anhängerschaft der Demokraten nicht gegen sich aufbringen darf. Dieser Spagat wird umso schwerer, wenn Biden auch noch durch eine republikanische Mehrheit im Senat gelähmt werden sollte. Es werden keine leichten Zeiten, die da auf die USA zukommen – aber trotzdem bessere.
Klaus.Rimpel@ovb.net