München – Die Teststrategie der Staatsregierung bringe viele Labore an ihre Grenzen, kritisiert unter anderem die Landesärztekammer. Unsere Zeitung hat bei Gesundheits-Staatssekretär Klaus Holetschek (CSU) nachgefragt.
Herr Holetschek, während die Labore auch in Bayern unter der Masse an Corona-Proben ächzen, hält die Staatsregierung an kostenlosen Tests für jedermann fest. Ist dieser Sonderweg verantwortbar?
Ich bin über Videokonferenzen ständig im Austausch mit den Laboren. 79 private und klinische Labore in Bayern melden uns zudem ihre Zahlen. Es stimmt, dass einige tatsächlich an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt sind. Es gibt aber in Bayern auch Labore, die noch Kapazitäten frei haben. Gleichzeitig ist es für die Menschen wichtig, dass sie sich auch ohne Symptome testen lassen können, wenn sie fürchten, sich angesteckt zu haben.
Wie hoch ist der Anteil der Jedermann-Tests am Testgeschehen in Bayern?
Eine konkrete Zahl kann ich Ihnen aus dem Stegreif nicht nennen. Im Verhältnis zur Gesamtmenge der Tests ist dieser Bereich jedenfalls zahlenmäßig nachrangig. Aber natürlich sollte man sich jetzt nicht jeden Tag grundlos testen lassen. Da setzen wir auf die Eigenverantwortung der Bayern. Wir appellieren an die Vernunft jedes Einzelnen, dieses Angebot nur in Anspruch zu nehmen, wenn es wirklich nötig ist.
Wie sinnvoll ist ein Test überhaupt noch, wenn man wegen überlasteter Labore mehrere Tage auf das Ergebnis warten muss?
Längere Wartezeiten kommen derzeit natürlich vor. Aber ich höre auch immer wieder, dass es – gerade an kommunalen Testzentren – nach wie vor sehr schnell geht.
Fallen Testungen zu anderen Krankheiten, die ebenfalls in den Laboren auflaufen, gerade hinten runter?
Bis jetzt ist mir nicht bekannt, dass andere Testungen deshalb zurückgestellt werden. Die Labore haben mir zudem bestätigt, dass dringende Werte – zum Beispiel nach einem Herzinfarkt – nach wie vor mit hoher Priorität erhoben werden.
Was ist, wenn die Infektionszahlen weiter steigen? Wie lange ist diese Strategie dann noch haltbar?
Wir werden diesen Weg jetzt weitergehen. Gleichzeitig schreiben wir unsere Teststrategie aber auch ständig fort und bleiben natürlich auch im Austausch mit den Laboren. Für Corona gibt es keine Blaupause. Wir sind in einem Prozess, in dem wir flexibel reagieren müssen. Das gilt auch für die Forschung, weshalb ich sicher bin, dass es auch dort Entwicklungen geben wird, die uns weiterhelfen.
Wie zum Beispiel die Antigen-Schnelltests?
Genau. Wir haben bereits mehr als 400 000 dieser Antigen-Schnelltests an die Kreisverwaltungsbehörden ausgeliefert. Das macht übrigens kein anderes Bundesland. Diese Tests können zwar den PCR-Test nicht komplett ersetzen, aber sie liefern gute Anhaltspunkte und sind ein wichtiges Mittel.
Könnten diese Schnelltests die Jedermann-Tests für besorgte Patienten künftig in Teilen ablösen?
Auch das könnte eine Weiterentwicklung sein. Eine Einbindung in die kommunalen Testzentren – wo ja auch Grenzpendler getestet werden – wird gerade geprüft.
Interview: Sebastian Horsch