Wien-Attacke: Behörden unter Druck

von Redaktion

Hinweise ignoriert – Geheimdienste räumen Versäumnisse ein

Wien – Nach dem Anschlag eines Islamisten mit vier Todesopfern in Wien geht die Aufarbeitung weiter. Während Österreichs Justizanstalten verstärkte Kontrollen in Gefängnissen durchführten, werden offenkundige schwere Versäumnisse der zuständigen Behörden analysiert. Nach neuesten Erkenntnissen hat es deutliche Hinweise aus anderen Länder gegeben, wonach der 20-jährige Wiener eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellte. Rechtzeitig nachgegangen wurde dem allerdings nicht. Wiens Polizeichef Gerhard Pürstl räumte ein, dass die vorliegenden Informationen spätestens Ende Oktober zu einer anderen Gefährdungsbewertung hätten führen müssen.

Der Chef des Wiener Verfassungsschutzes und mehrere Mitarbeiter sollen nun als Konsequenz gehen. Auch der Druck auf den konservativen Innenminister Karl Nehammer, die Verantwortung zu übernehmen, wächst. Ein von der rechten FPÖ eingebrachter Misstrauensantrag im Parlament scheiterte aber.

Der wegen Terrorismus vorbestrafte 20-Jährige, der Ende 2019 vorzeitig aus der Haft entlassen worden war, hatte am Montag in der Wiener Innenstadt vier Menschen erschossen und mehr als 20 weitere teils schwer verletzt, ehe er von der Polizei erschossen wurde. Ein Blumenmeer und Kerzen erinnern an den verschiedenen Tatorten in der Innenstadt an die Opfer, darunter auch eine deutsche Studentin. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte das Attentat für sich. Nach Überzeugung der Ermittler war der 20-Jährige Teil eines radikal-islamistischen Netzwerks, das über Österreich hinausreicht. In Österreich sind nach dem Anschlag zwischenzeitlich acht Verdächtige in Untersuchungshaft gekommen.

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