Trump und Fox: Das Bündnis bröckelt

von Redaktion

VON BENNO SCHWINGHAMMER

Washington – Es war nicht das erste Mal, dass Donald Trump seinen Lieblingssender Fox News kritisierte. Doch am Donnerstag holte er auf Twitter zu einem Schlag gegen den konservativen Kanal aus, der das Ende der mächtigsten Allianz zwischen dem Weißen Haus und einem Medium in der US-Geschichte andeutet. „Die Einschaltquoten sind völlig zusammengebrochen. Tagsüber am Wochenende noch schlimmer. Sehr traurig, das zu sehen, aber sie haben vergessen, was sie erfolgreich gemacht hat, was sie dorthin gebracht hat. Sie haben die Goldene Gans vergessen. Der größte Unterschied zwischen der Wahl 2016 und 2020 war Fox News“, schrieb Trump. Mit der Goldenen Gans meinte er offensichtlich sich selbst – als Quotenmagnet für den konservativen Nachrichtensender des Medien-Moguls Rupert Murdoch.

Trump ist wütend, weil der Kanal Joe Bidens Wahlsieg anerkennt und Trumps unbelegte Behauptungen über Wahlbetrug zumindest in den Sendungen tagsüber kritisch behandelt. Die Rache des Noch-Präsidenten: Er verbreitete auf Twitter eine Reihe von Botschaften unbekannter Nutzer, die sich enttäuscht zeigten. Eine lautete: „Fox News ist tot“.

Trump und Fox News – das Bündnis begann Jahre vor dem sensationellen Einzug des Immobilien-Magnaten ins Weiße Haus. Schon 2011 rief er als fester Teil der Morning-Show „Fox and Friends“ immer montags durch. Als Kandidat fürs Weiße Haus bekam er nicht nur wohlwollende Berichte, sondern auch freundliche Interviews. Murdoch, dem auch eine Reihe weiterer Fox-Sender sowie die Zeitungen „Wall Street Journal“ und „New York Post“ gehören, soll ihn zwar persönlich nicht sonderlich gemocht haben. Doch er sah in Trump die historische Chance, seine Macht bis ins Weiße Haus auszudehnen.

Der Plan ging auf, Fox News wurde mehr als ein Nachrichtensender. Trumps Unwahrheiten gab er mehr Raum als andere große Kanäle. Die Meinungssendungen am Abend wurden mit Trump-freundlichen Moderatoren besetzt. Tucker Carlson, Sean Hannity und Laura Ingraham bezeichnet Trump als seine „Freunde“.

In seinem Buch „Hoax“ beschreibt Brian Stelter, Medienjournalist des Trump-kritischen Senders CNN, die mannigfaltigen Verknüpfungen zwischen der Trump-Regierung und Fox News. Der Kanal sei eine „Propagandamaschine, wie sie die Vereinigten Staaten nie zuvor gesehen hatten“, schreibt Stelter. Und eine Echokammer: Trump bezog Ideen für seine Politik aus den Sendungen, die dann lobend über seine Politik berichteten.

Stelter stellt Sean Hannity als einen der wichtigsten Ratgeber Trumps während seiner Präsidentschaft dar. Er soll Einfluss auf Personal- und Richtungsentscheidungen gehabt haben. Aber er ist nicht der Einzige: Einen geplanten Angriff auf den Iran, der zu einem Krieg hätte führen können, soll Trump auch wegen Tucker Carlson abgesagt haben. Dieser hatte in seiner Sendung zuvor für Zurückhaltung geworben.

Hinter den Kulissen von Fox News stehen sich zwei Lager gegenüber: Die Mitarbeiter der Meinungsshows und die Nachrichten-Journalisten wie zum Beispiel Chris Wallace, der auch das erste TV-Duell zwischen Trump und Biden moderierte. Die Nachrichten-Leute waren Stelter zufolge während der Präsidentschaft zunehmend frustriert von der Schlagseite, die der Sender durch die Kommentatoren bekam.

Bei der US-Wahl dann schlug die Stunde der News-Reporter und unabhängigen Daten-Analysten. In der Wahlnacht rief der Sender den „Swing State“ Arizona früh für Biden aus. Ein Schock für das Trump-Team. Laut „New York Times“ rief der Präsidenten-Schwiegersohn Jared Kushner Murdoch an und versuchte, den Sender zum Rückzug zu bewegen – vergeblich.

Nicht nur Trump ist verstimmt, sondern auch seine Unterstützer. Sie wechseln zu kleineren TV-Sendern wie OANN (One America News Network) oder Newsmax. Diese verzerren die Wahrheit regelmäßig bis zur Unkenntlichkeit. Die Quoten von Newsmax sind in den vergangenen Tagen bereits um ein Vielfaches gestiegen. Dazu gratulierte Trump Newsmax-Chef Christopher Ruddy dessen Aussagen zufolge persönlich in einem Anruf aus dem Oval Office.

Artikel 2 von 11