Grötsch kandidiert für SPD-Vorsitz

von Redaktion

Generalsekretär will auf Kohnen folgen – sofort kommt Kritik

München – Das Rennen in der Bayern-SPD um die Nachfolge von Natascha Kohnen ist eröffnet. Als erster warf gestern Kohnens bisheriger Generalsekretär Uli Grötsch seinen Hut in den Ring. „Ich bin klassisches Arbeiterkind“, sagte der 45-Jährige, der mit „jeder Faser für die Sozialdemokratie brenne“. Ihm sei bewusst, welche schweren Zeiten seine Partei gerade durchlaufe. Aber: „Ich weiß, dass ich die Kraft habe, die SPD in Bayern durch dieses Tal zu führen.“

Grötsch, bis zu seiner Wahl in den Bundestag als Polizeibeamter auch im Schichtdienst unterwegs, ist seit Mai 2017 Generalsekretär. In München und Oberbayern ist der Oberpfälzer mit Arbeitsplatz in Berlin allerdings auch in dieser Zeit nur selten in Erscheinung getreten. Die Arbeitsteilung mit Kohnen sah vor, dass sie den Süden und er eher den Norden des Freistaats beackert.

Interessant: Grötsch tritt als einzelner Kandidat an – und nicht als Teil einer Doppelspitze mit einer Frau. „Ich nehme es in der Partei nicht so wahr, dass es den ausgeprägten Wunsch gibt, von einer Doppelspitze geführt zu werden“, sagte Grötsch. Auf Bundesebene war die Tandemlösung im vergangenen Jahr noch Voraussetzung für eine Kandidatur. Grötsch scheint davon nicht viel zu halten. „Ich glaube, dass es in einer Doppelspitze sehr, sehr aufwendig ist, weil man alles absprechen muss.“ Er habe aber eine Frau als Generalsekretärin im Blick. Die Gespräche seien weit fortgeschritten – einen Namen nannte er aber noch nicht.

Die Kandidatur stieß gestern auf gemischte Reaktionen. „Uli Grötsch ist ein guter Typ, aber er ist schon lange in verantwortlicher Position bei der Bayern-SPD“, erklärte Anne Hübner, SPD-Fraktionschefin im Münchner Stadtrat. „Hätte er die Kraft gehabt, etwas an deren Kurs zu ändern, hätte er das gemeinsam mit Natascha Kohnen tun können.“ Der Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen sagte, er sei überrascht, dass sich Grötsch für geeignet halte, die Bayern-SPD zu führen. mik

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