Wie die Telefonmafia 500 000 Euro ergaunerte

von Redaktion

Zwei Fälle aus der Region: Seniorin hat den Betrügern acht Goldbarren ausgehändigt

Im Sommer 2018 spielten sich in der Region zwei typische Fälle ab. Im ersten Fall bekam eine 75-Jährige einen Anruf durch einen Herrn „Oberkommissar Baumann“, angeblich vom Einbruchsdezernat München. Dieser, natürlich ein Betrüger, erklärte, dass in Frankfurt eine Einbrecherbande festgenommen wurde. In deren Liste stünde auch der Name der Geschädigten mit Anschrift. Weitere Täter dieser Bande hielten sich gerade in der Nähe des Wohnortes der 75-Jährigen auf, weshalb große Gefahr für sie bestünde.

Anschließend wurde das Gespräch an den angeblichen Vorgesetzten Herrn „Stahl“ übergeben. Der weitere Täter überzeugte die Geschädigte von einer angeblichen groß angelegten Polizeiaktion, bei der sie unbedingt die Polizei unterstützen solle. Sie übergab schlussendlich 20 000 Euro in einem neutralen Kuvert an der Haustüre ihres Stockwerks an einen weiteren Täter. Die alleine lebende Frau hatte ihr „Beerdigungsgeld“ zu Hause gelagert und dies am Telefon erwähnt.

Stillschweigeverpflichtung und Strafandrohungen wegen unterlassener Hilfeleistung waren ebenso Grundlage der totalen Verwirrung der Geschädigten wie ein dreistündiges, ununterbrochenes Telefonat mit dem sogenannten Keiler, dem Wortführer der Täter. Ein Abholer, ein Logistiker sowie eine Geldbotin aus der Tätergruppe konnten später von der Polizei festgenommen werden.

Im zweiten Fall meldete sich telefonisch ein „Polizeioberkommissar Erwin Bach“, der sich als verdeckter Ermittler von Interpol ausgab. Der falsche Polizist überzeugte die Geschädigte von der Geschichte rumänischer Einbrecher. Es sei eine Überwachung durch Interpol Rumänien im Gange. Drei Teams seien um ihr Haus postiert. Sie wurde zu Stillschweigen verpflichtet, um die angebliche Festnahme der Einbrecher nicht zu vereiteln. Die Geschädigte war aufgrund von Todesfällen ihres Mannes und der Tochter emotional nicht mehr widerstandsfähig und deshalb sehr schnell zur Herausgabe von acht Goldbarren und diversem Schmuck im Gesamtwert von circa 500 000 Euro bereit. Die Abholung durch die Täter erfolgte gleich mittags.

Der Polizei gelangen umfangreiche Festnahmen. Obwohl die Beute der Geschädigten zurückgegeben werden konnte, war ihr emotionaler Kummer groß. Sie starb wenig später.  sts

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