Ein liberales Urgestein wird 80

von Redaktion

Gießen – Hermann Otto Solms wird heute 80 Jahre alt. Nach 40 Jahren auf höchster politischer Ebene tritt das liberale Urgestein aus Lich allmählich in den Ruhestand. Im kommenden Jahr wird er nicht mehr für den Bundestag kandidieren.

Ein Goethewort hat Solms einmal als seine Lebensmaxime bezeichnet: „Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss!“ In der Hessen-FDP wird er als kluger Ratgeber und Mensch mit hoher moralischer Integrität geschätzt.

Im September wurde er zum Ehrenvorsitzenden gewählt – als vierter Freidemokrat nach Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff. Seine hessischen Weggefährten attestieren ihm, dem langjährigen Bundesschatzmeister, einen klaren ordnungspolitischen Kompass, die Konzentration auf das Wesentliche jenseits parteipolitischer Plänkeleien und eine wohltuende Sachlichkeit. Nicht umsonst habe Solms es selbst einmal so ausgedrückt: „Man muss sich auf das Amt konzentrieren, das man hat, und nicht auf das, das man nicht hat. Und man muss das, was man tut, gerne tun, sonst tut man es nicht gut.“

Solms hat nach dem Internat am Chiemsee 1960 in München am humanistischen Gymnasium Pasing sein Abitur gemacht, war später in Lindau bei der Bundeswehr – eine Zeit, über die er schillernde Anekdoten erzählen kann. Dann der Einsatz als Jungunternehmer: Solms baute Spielautomaten. Erst in winzigem Rahmen, mit geliehenen 70 000 Mark Startkapital und einem Automaten in einem Fitnessstudio, vier Jahre später machte seine Firma mit 80 Mitarbeitern 20 Millionen Mark Umsatz.

1980 wurde er zum ersten Mal in den Bundestag gewählt. Für 33 Jahre blieb er Abgeordneter in Gießen. 1991 wurde er Nachfolger von Wolfgang Mischnick als Fraktionschef, 1998 bis 2013 Vizepräsident. Nun naht der Ruhestand. Es sei schlicht Zeit für diesen Schritt geworden, sagte er mal. „Man muss seinen Abgang selbst gestalten.“ MAX REMPEL

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