München – Es wird ein Tanz auf dünnem Eis: Am Wochenende treffen sich rund 600 Delegierte der AfD zum Bundesparteitag im nordrhein-westfälischen Kalkar, mitten im Lockdown. Zwei Vorstandsposten müssen neu besetzt werden. Außerdem will die Partei nach langen internen Diskussionen endlich ein Rentenkonzept beschließen. Und dann ist da noch die Frage, ob sich alle an die Hygieneauflagen halten. Viel Konfliktpotenzial also, das Parteichef Jörg Meuthen gefährlich werden könnte.
So wird unter anderem jener Beisitzer-Posten neu besetzt, den zuletzt Andreas Kalbitz innehatte. Der ehemalige Brandenburger AfD-Chef war vor allem auf Betreiben Meuthens aus der Partei geflogen, was ihm die Anhänger des inzwischen aufgelösten rechtsextremen Flügels übel nehmen. Um Kalbitz’ Vorstandsposten könnte es nun eine Kampfabstimmung geben. Die Meuthen-nahe Bundestagsabgeordnete Joana Cotar sagte dem „Spiegel“, sie werde antreten. Dem „Flügel“-affinen Europaabgeordneten Maximilian Krah aus Sachsen werden ebenfalls Ambitionen nachgesagt.
Auch bei der Rentenfrage könnte es unruhig werden. Lange standen sich zwei unversöhnliche Konzepte gegenüber: eines von Meuthen, das auf wenig Staat setzte, und ein gegenteiliges vom rechtsextremen Thüringer AfD-Chef Björn Höcke. Seit dem Frühjahr liegt ein Kompromisspapier vor, das Zuwanderung als Weg zur Sicherung der Rente ablehnt und stattdessen auf eine Steigerung der Geburtenrate setzt. Meuthen will aber am Wochenende noch einen zweiten Vorschlag vorlegen.
Die zentrale Frage wird aber eventuell eine ganz ander sein: Halten sich alle an die Corona-Regeln? Im Vorstand wurde die Gefahr von Verstößen intensiv diskutiert, Meuthen kündigte an, hart durchgreifen zu wollen. Dennoch klagte die AfD gegen die Maskenpflicht in Kalkar – und verlor. Das dürfte die Situation zumindest nicht entspannen. M. MÄCKLER