Corona-Apps, Hausarrest und Cluster-Quarantäne

von Redaktion

Wie andere Länder die Pandemie bekämpfen – und vielleicht schneller in die Normalität kommen

München – Gemessen an Infektions- und Todeszahlen ist Deutschland besser als die meisten anderen Staaten durch die Krise gekommen – auch wenn am Freitag die Zahl der Corona-Infektionen die Millionen-Grenze überschritt. Doch angesichts des Lockdowns und der Milliarden-Ausgleichszahlungen stellt sich die Frage, welche alternativen Wege aus der Pandemie möglich sind. Einige Beispiele.

Südkorea (32 887 Corona-Fälle, 516 Tote): Der asiatische Staat wertet Bewegungsdaten der Smartphones und Kreditkartenkäufe aus, um Infektionsketten schnell verfolgen und durch strenge Quarantäne unterbrechen zu können. Datenschutz-Bedenken gibt es dort kaum: Das Parlament in Seoul hat den Gesundheitsbehörden den Zugriff auf diese Daten früh erlaubt.

Japan (140 225 Fälle, 1996 Tote): Tokio setzt auf die „Cluster-Strategie“. Das heißt: Sobald eine infizierte Person entdeckt wird, werden deren Kontakte verfolgt – alle müssen unabhängig von Tests in Quarantäne. Der Virologe Christian Drosten sieht im Kurs Tokios ein Vorbild: „Was wir wirklich einüben müssen, ist das frühe Erkennen von Clustern und das sofortige Isolieren der Cluster-Mitglieder.“ Dazu kommt, dass der Mundschutz in Japan lange Tradition hat, auch in Innenräumen.

Finnland (23 148 Fälle, 388 Tote): Von allen europäischen Staaten ist Finnland bisher am besten durch die Krise gekommen. Das liegt nicht zuletzt an der Randlage. Ein Teil des Erfolges liegt aber auch in der Corona-App „Koronavilkku“ (Corona-Blitz), die von fast der Hälfte der Finnen heruntergeladen wurde, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Anders als in Deutschland, wo nur 60 Prozent nach einem positiven Test-Ergebnis ihre App informierten, melden fast alle positiv getesteten Finnen ihre Kontakte.

Österreich (266 038 Fälle, 2773 Tote): Nach Südtirol und Slowenien setzt jetzt auch Österreich auf freiwillige Corona-Massentests. Tirol und Vorarlberg wollen vom 4. bis 6. Dezember als erste Bundesländer die großflächige Testaktion starten. Ziel sei es, rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest möglichst viele unentdeckte Infizierte unter den 8,9 Millionen Einwohnern Österreichs zu finden. Der Haken: Die dafür verwendeten Schnelltests schlagen nur bei Infizierten mit hoher Viruslast verlässlich an.

Irland (71 494 Fälle, 2036 Tote): Irland war am 22. Oktober das erste Land in Europa, das erneut in den Lockdown ging. Für sechs Wochen müssen die knapp fünf Millionen Iren weitgehend zu Hause bleiben, Schulen blieben offen. Treffen mit anderen Haushalten in Innenräumen sind untersagt, Bewegung ist nur in einem Radius von fünf Kilometern erlaubt. Ausnahme: der Weg zur Arbeit oder Schule. Der harte Lockdown zeigt Erfolg: Die Zahl der Neuinfektionen sank um 55 Prozent. KLAUS RIMPEL

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