Lehrer sollen sich selbst auf Corona testen

von Redaktion

Spahn für Antigen-Tests an Schulen – Ärger in Bayern: Söder will verschärfen, Aiwanger lockern

München – Lehrer und Kita-Personal sollen sich künftig selbst auf Corona testen dürfen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die neuen Antigen-Schnelltests so verteilen, dass geschulte Helfer vor Ort bei der Untersuchung assistieren können – bisher ist das nur medizinischem Personal erlaubt. „Lehrerinnen und Lehrer werden sich regelmäßig selbst testen dürfen“, sagte Spahn. Das solle helfen, Schulen und Kitas in der Pandemie sicherer zu machen.

Die Verordnung soll ab heute gelten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schlägt vor, einzelne Lehrer zu „Hygienebeauftragten“ weiterzubilden, die dann mit den Schnelltests umgehen könnten. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bremst allerdings bereits: „Wir sollten nichts schnell übers Knie brechen“, sagte er vor Abgeordneten.

Bisher mussten Lehrer auf Testungen an der Schule hoffen oder sich um Tests bei Ärzten oder kommunalen Zentren kümmern. Piazolo erteilte nun auch Reihentestungen für Lehrer nach den Ferien eine Absage: Die sei „nicht vorgesehen“.

Laut RKI gab es bisher 636 Corona-Ausbrüche an deutschen Schulen, zumeist bei älteren Schülern. Die RKI-Daten zeigen, dass die Infektionszahlen bei kleinen Kindern gering sind, bei älteren überproportional. In der vergangenen Woche lag die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Personen in der Altersstufe 10 bis 14 Jahre bei 137; in der Stufe 15 bis 19 sogar bei 186 – das ist höher als in fast allen Alterskohorten bis einschließlich 84 Jahre.

Die höchste Inzidenz weist die Altersgruppe der über 85-Jährigen auf. Das liege an der hohen Ausbreitung des Virus in Alten- und Pflegeheimen, sagte RKI-Chef Lothar Wieler. „Die Maßnahmen in den Heimen reichen nicht.“ Dort wäre ein konsequentes Umsetzen von Schutzkonzepten der beste Schutz, etwa strikte Hygiene, Zugangsregeln und Trennung von Infizierten und Nichtinfizierten. Mehr zu testen, könne keine andere Maßnahme ersetzen.

Laut RKI starben bislang 5292 gepflegte Menschen in Deutschland mit einer Corona-Infektion. 11 572 Corona-Todesfälle entfielen auf die Altersgruppe ab 80 Jahren.

Die Zahl der Todesfälle binnen 24 Stunden lag laut RKI zuletzt bei 479. Am Mittwoch waren dem RKI 22 046 Neuinfektionen gemeldet worden, in etwa so viele wie letzten und vorletzten Mittwoch. Man befinde sich auf einem Plateau. Wieler warnte, schwere Verläufe und Todesfälle – um einige Wochen zeitversetzt zu den Infektionen – würden in den nächsten Wochen zunehmen.

Angesichts dieser Zahlen geht die Debatte über einen schärferen Lockdown weiter. Bereits am Mittwochabend hatte sich die Runde der Ministerpräsidenten vorzeitig auf eine Verlängerung der bisherigen Maßnahmen bis 10. Januar verständigt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte bei einem Besuch im Hotspot Passau, der bisherige Lockdown „reicht einfach nicht aus – die Gesamtzahlen gehen nicht runter“. Man müsse „deutlich“ reagieren, statt das Land „ewig in den Halbschlaf“ zu schicken. Für Silvester steht ein schärferes Kontaktlimit als an Weihnachten im Raum, sollten die Zahlen nicht stark sinken. Söder will zudem für Heime mehrmals pro Woche Schnelltests ermöglichen und dort bedarfsdeckend FFP2-Schutzmasken bereitstellen.

Während Söder verschärft, wollen die Freien Wähler lockern. Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger forderte einen Fahrplan für Lockerungen in Gastronomie, Hotels und Skibranche ab 11. Januar. „Ohne Perspektive produzieren wir nur Frust ohne Not“, sagte er der dpa. Aiwanger warnte, die Finger von Einzelhandels-Schließungen zu lassen. Die zweite Welle sei längst gebrochen, wer nun weiter die Zahlen drücken wolle, nach dem Motto „koste es, was es wolle“, werde einen hohen Preis dafür zahlen. Um die Zahlen zu senken, seien Schließungen von Schulen und weitere Einschnitte im Privatbereich unvermeidbar.

Für Aiwanger ist auch die von Söder ausgehandelte Verlängerung des Teil-Lockdowns zum jetzigen Zeitpunkt falsch. „Es war vereinbart, Mitte Dezember zu entscheiden, wie es danach weitergeht.“ S. REICH, D. WALTER UND C. DEUTSCHLÄNDER

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