München – Der Braunbrustigel und die Haselmaus sollen für ein paar Tage Bayerns Vorbilder werden; vielleicht auch das Murmeltier. Ein Winterschlaf soll eine Lösung sein, um halbwegs gesund über den Jahreswechsel zu steuern. Kein Scherz: Die Grünen in Bayern fordern eine Ruhepause in den Betrieben zwischen Weihnachten und Anfang Januar.
Drei Tage Betriebsferien zwischen Heiligabend und 3. Januar brächten elf Tage Ruhe, rechnet Fraktionschefin Katharina Schulze vor. Ein Blick auf den Kalender zeigt, dass sie sich zumindest nicht verzählt hat, denn die Feiertage liegen günstig dafür dieses Jahr. Damit ließen sich „hunderttausende Kontakte“ vermeiden, sagt die Landtagsabgeordnete.
Die Grünen plädieren nicht für eine Zwangs-Schließung, wissend, dass Bund oder Land dann entschädigen müssten. Es bleibt stattdessen bei einem Appell an die Unternehmen, freiwillig Ferien zu machen. Abwegig ist das nicht – in der Autoindustrie ist es sogar üblich, dass die Bänder über den Jahreswechsel still-stehen. Beim Handel sieht es natürlich ganz anders aus, da startet am Werktag nach Weihnachten – heuer der 28. Dezember – die große Umtausch-Saison.
Die Gewerkschaften zeigen sich vorsichtig aufgeschlossen für die Idee der Grünen. Jeder müsse derzeit Kontakte reduzieren, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds in Bayern, Matthias Jena. „Gerade über die stille Zeit können Arbeitgeber hierzu sicherlich ihren Beitrag leisten, indem sie Präsenz entzerren.“ Wichtig sei, die Interessen der Beschäftigten zu wahren, die ihren Urlaub oft schon aufgebraucht hätten. Jena plädiert, wo möglich, für „großzügiges mobiles Arbeiten“ als Alternative zur Schließung.
Rechtlich können Arbeitgeber in vielen Fällen Betriebsferien anordnen, das ist oft auch in Arbeitsverträgen festgeschrieben. Bis zu drei Fünftel des Jahresurlaubs, grob geschätzt 20 Tage, gingen bei Gerichten bisher durch.
Bayerns Wirtschaft scheint indes nicht damit zu rechnen, dass das nötig sein wird. „Die Unternehmen haben gute Lösungen für die Weihnachtspause“, betonte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt. „Der Appell von Bund und Ländern hat seine Wirkung bereits erzielt.“ Manche Firmen hätten ohnehin geschlossen, andere setzten zwischen den Jahren vermehrt auf Homeoffice. Mit vbw-Präsident Wolfram Hatz habe er an die Firmen appelliert, diesen Weg umzusetzen.
Das geht in Richtung des Grünen-Vorschlags. Mehr als ein Appell scheint nicht drin zu sein. Generelle Betriebsschließungen hätten die Verbände strikt abgelehnt, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. „Auch ich sehe keinen großen Sinn darin, jetzt zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen und schon wieder Unruhe zu verbreiten“, sagte Minister Hubert Aiwanger (FW). „Wir sollten erst mal abwarten, wie gut die neuen Regelungen greifen.“
Bayern macht also zumindest ein bisschen den Braunbrustigel. Zum neuen Wappentier dürfte es aber nicht reichen. cd/mmä/mik