Moskau – Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat bei einem Treffen mit AfD-Vertretern in Moskau einen „Neustart“ in den Beziehungen mit Deutschland verlangt. Zugleich lobte er, dass sich die Oppositionspartei für den Dialog zwischen beiden Ländern einsetze. „Wir schätzen Ihren Beitrag sehr für die Unterstützung unserer Beziehungen, die ein Überdenken und vielleicht, wie es heute heißt, einen Neustart brauchen“, sagte Lawrow der Nachrichtenagentur Interfax.
Der Außenminister empfing AfD-Parteichef Tino Chrupalla und den außenpolitischen Experten der Fraktion, Armin-Paul Hampel. Mit Blick auf die zahlreichen aktuellen Konflikte zwischen Moskau und Berlin sagte er, nötig sei ein „Gleichgewicht der Interessen“ und „keine Anheizung von Konfrontation und Versuchen, den Dialog zu behindern“.
Deutschland sieht Russland in der Verantwortung für die Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny. Auch der Mord im Berliner Tiergarten an einem Georgier sowie der Hackerangriff auf den Bundestag 2015 wird offiziellen Stellen in Moskau angelastet. Wegen des Falls Nawalny und der Cyberattacke hatte die EU weitere Sanktionen gegen Russland verhängt.
Für Lawrow war der Empfang der AfD-Vertreter nach Meinung des Experten Wladislaw Below aber mit Risiken behaftet. „Lawrow versteht die Gefahr, sich mit der stärksten Oppositionspartei des Bundestags zu treffen, weil sie verfassungswidrig werden könnte“, sagt der Leiter des Deutschland-Zentrums bei der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Russland habe dabei sehr wohl im Blick, dass es in der AfD „Nazis“ gebe, die den Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg huldigten.