„Ich kann nur an die Vernunft appellieren“

von Redaktion

Apotheker-Präsident Thomas Benkert über die Verteilung der kostenlosen FFP2-Masken

München – In dieser Woche startet die kostenfreie Abgabe von FFP2-Masken an Menschen, die über 60 Jahre alt sind oder wegen Vorerkrankungen als Corona-Risikopatienten gelten. Die Bundesregierung bezahlt die Masken, die Apotheken organisieren die Abgabe. Unsere Zeitung hat mit Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Apothekerkammer, gesprochen. Er betreibt selbst zwei Apotheken im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Herr Benkert, in dieser Woche soll die Abgabe von FFP2-Schutzmasken beginnen. Sind die Apotheken startklar?

Grundsätzlich ja. Wir wissen jetzt auch, dass es am heutigen Dienstag wirklich losgeht. Seit Montagvormittag kennen wir den Referentenentwurf. Die Verordnung der Bundesregierung wird heute veröffentlicht.

Das erscheint ein wenig übers Knie gebrochen.

Jedenfalls ging es sehr schnell. Abends hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei Fritz Becker, dem Geschäftsführer des Deutschen Apothekerverbandes angerufen, am nächsten Tag gab es ein Gespräch, bei dem auch eine Kassenvertreterin dabei war, dann stand die Grundidee. In der Woche darauf gab es den ersten Referentenentwurf aus dem Gesundheitsministerium.

Erscheint der Plan der Bundesregierung, soweit bekannt, trotzdem gut umsetzbar?

Ja. Es gibt zwei Stufen. Bis zum 6. Januar können sich alle Menschen über 60 Jahre oder mit bestimmten Vorerkrankungen einmalig drei Masken in einer Apotheke abholen. Für die zweite Stufe gibt es dann zweimal einen Bezugsschein über je sechs Masken, gegen Zuzahlung von 2 Euro je Bezugsschein. Der erste Schein ist für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 28. Februar, der zweite gilt in der Zeit vom 16. Februar bis 15. April. Die zweite Stufe wird organisatorisch wohl keine Probleme bereiten. In der ersten Stufe kommt es auch ein bisschen auf das Verhalten der Bürger an.

Was könnte da Probleme bereiten?

Es gibt 27 Millionen Bürger mit Anspruch auf je drei Masken, den Bedarf können wir decken, darauf sind die Apotheken vorbereitet. Ich appelliere nur an die Betroffenen, nicht alle gleich am ersten Tag die Apotheken aufzusuchen. Das wäre schwer zu händeln.

Wie sieht es mit dem Anspruchsnachweis in der ersten Stufe aus?

Beim Anspruch nach Alter ist es relativ einfach. Da reicht der Personalausweis. Und bei der Vorerkrankungen wissen das die Apotheker schon. Bei Stammkunden sowieso, und sonst fragen sie gezielt nach, etwa nach Verschreibungen für Medikamente zu den relevanten Krankheiten.

Müssen Senioren, die derzeit nicht so gerne aus dem Haus gehen, selbst kommen?

Nein, sie können auch gerne ihren Kindern ihren Personalausweis mitgeben. Die Aktion ist eine Allgemeinwohlaufgabe. Die sollen die Apotheker nicht unnötig erschweren. Aber gleichzeitig müssen sie schon auch darauf achten, Missbrauch vorzubeugen.

Rechnen Sie denn mit Missbrauch?

Die Stadt Bremen hat vor einigen Wochen schon Gratis-Masken für Senioren über die Apotheken ausgeben lassen. Da gab es schon Beobachtungen, dass Menschen von Apotheke zu Apotheke gegangen sind und sich mehrfach haben Masken ausgeben lassen. Da kann man nur an die Vernunft appellieren.

Interview: Stefan Reich

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