König: Sonderweg gescheitert

von Redaktion

Stockholm – Eigentlich darf sich der schwedische König als repräsentatives Staatsoberhaupt gar nicht politisch äußern. Dementsprechend hoch schlugen gestern die Wellen, als König Carl XVI. Gustaf den lockeren schwedischen Corona-Sonderweg, ohne Maskenpflicht und Lockdown, scharf kritisierte. „Ich bin der Meinung, dass wir gescheitert sind. Wir haben, einfach gesagt, doch eine große Anzahl, die verstorben ist, und das ist furchtbar und wir alle leiden daran“, so der Monarch in einem vorab veröffentlichten Auszug aus einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen SVT. „Es war ein furchtbares Jahr mit dem Gedanken daran, dass so viele Menschen gestorben sind und der Trauer und Frustration in vielen Familien. Ein furchtbares Jahr. Das schwedische Volk hat kolossal gelitten unter diesen schweren Verhältnissen“, so der König von Schweden.

Auch, dass Angehörige oft „keinen warmen Abschied“ nehmen durften von ihren mit Corona infizierten Angehörigen, „wiege sehr schwer“, so der König, und sei ein „traumatisches Erlebnis.“

Henrik Wenander, Professor für öffentliches Recht, hält das kritische Vorpreschen des Königs für „aufsehenerregend und ungewöhnlich“. Laut Verfassung dürfe er das eigentlich nicht. Schweden verzichtete auf einen Lockdown und Maskenpflicht. Seit dem Beginn der Pandemie blieben in Schweden sämtliche Geschäfte, Schulen bis einschließlich 9. Klasse, Kindergärten, Büros, Bars, Restaurants, Fitnessstudios, Büchereien bis heute geöffnet. Noch bis zum 29. März, als andere Länder schon zumachten, durften 500 Menschen zusammenkommen. Mittlerweile ist die Lage dramatisch: Schweden zählt teils über 6000 Neuinfizierte an einem Tag. ANDRÉ ANWAR

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