Österreich vor dem dritten Lockdown

von Redaktion

VON MARC BEYER UND MIKE SCHIER

München – Trotz der strengen Einschränkungen, die bis 7. Dezember galten, sind die Coronazahlen in Österreich immer noch beträchtlich. Am Freitag wurden 2180 Neuinfektionen und 108 Tote registriert. Speziell der zweite Wert ist für das Land, das nur ein Neuntel der deutschen Einwohnerzahl hat, alarmierend hoch. Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz betrug 209, in den einzelnen Bundesländern lag sie zwischen 128 (Burgenland) und 312 (Salzburg). Rund 500 der bis zu 850 verfügbaren Intensivbetten für Corona-Patienten sind derzeit belegt. Da zudem durch die gehäuften Kontakte an den Feiertagen ein Anstieg der Fallzahlen erwartet wird, schlägt die Regierung anschließend einen umso energischeren Kurs ein.

Ab dem 26. Dezember sollen die Fesseln, die eben erst gelockert wurden, deshalb wieder straffer gezogen werden. Bis 18. Januar bleiben Einzelhandel und Gastronomie geschlossen. Schulen wechseln nach den Weihnachtsferien – die statt am 11. bereits am 7. Januar enden – wieder in den Distanzunterricht. Die Ausgangsbeschränkungen, die aktuell nur zwischen 20 und sechs Uhr in Kraft sind, gelten dann wieder 24 Stunden.

Wie es für den Einzelnen ab dem 18. Januar weitergeht, hängt auch davon ab, ob er sich einem Coronatest unterzieht. An dem vorangehenden Wochenende finden Massentests statt, die offiziell zwar freiwillig sind, im Falle einer Nicht-Teilnahme jedoch gravierende Konsequenzen haben dürften. Wer sich nicht untersuchen lässt, für den geht der Lockdown für mindestens eine Woche weiter. Ein negatives Ergebnis soll hingegen die Möglichkeit bieten, sich frei zu testen. Bei den Massentests Anfang Dezember war die Beteiligung vielerorts hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Diesmal hofft die Regierung, einen Anreiz zu setzen.

„Ich bin überzeugt, dass es viel Kritik geben wird an jeder einzelnen Maßnahme“, sagte Kanzler Sebastian Kurz bei der Vorstellung der neuen Maßnahmen am Freitagabend. Aber es gebe keine Alternative. „Am schönsten wäre es: keine Einschränkungen, keine Tests – und trotzdem keine Toten. Aber das geht leider nicht.“ Ziel sei es zunächst, die Inzidenzzahl unter 100 zu drücken. Dann wolle man dank breit angelegter Tests ab 18. Januar trotz Pandemie wieder Kultur, Tourismus oder Gastronomie schrittweise öffnen.

Österreich, im Frühjahr eines der strengsten, aber auch erfolgreichsten Länder im Kampf gegen die Pandemie, hatte vor zweieinhalb Wochen das öffentliche Leben zu weiten Teilen wieder freigegeben. Schulen wurden ebenso geöffnet wie der Einzelhandel. Prompt strömten die Bürger wieder in die Einkaufszentren.

Für Reisende aus Deutschland wird Österreich bis auf Weiteres kein lohnendes Ziel sein. Bereits seit Anfang Dezember gilt eine zehntägige Quarantänepflicht, die vor allem den Zweck hat, den Tourismus zu unterbinden. Daran dürfte sich vorerst nichts ändern.

Auch die Skigebiete dürften so schnell kein lohnendes Ziel sein. Am 24. Dezember hätten sie in Österreich eigentlich öffnen sollen, doch dieser Termin steht jetzt in den Sternen. Bund und Länder berieten am Freitag auch darüber, wie es auf den Pisten weiter geht. Es sickerte aber bereits durch, dass die neuerlichen Beschränkungen vor Skigebieten nicht haltmachen werden. Nach jetzigem Stand wären die Anlagen damit genau zwei Tage offen: am 24. und 25. Dezember.

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