Corona erwischt den Landtag. Mindestens zwei Abgeordnete sind in Quarantäne: Florian von Brunn (SPD, 50) und Landtagsvizepräsident Wolfgang Heubisch (FDP, 74). Wir haben mit dem Münchner Heubisch am Sonntag per Telefon über seine Diagnose und die Folgen gesprochen.
Einfache, aber wichtige Frage: Wie geht es Ihnen?
Gut. Ich bin am aufsteigenden Ast. Ich fühle mich noch ein bisschen matt, aber das Fieber ist weg.
Wie haben Sie Ihre Infektion bemerkt – Symptome?
Am Anfang, das war am Wochenende, hatte ich Symptome wie bei einer leichten Erkältung. Ein kleiner Schnupfen, dachte ich, ganz banal, vielleicht hast Du Dir das beim Sport in der Kälte eingefangen? Dann ist es stärker geworden, ich habe mich am Montag testen lassen und hatte am Mittwoch Gewissheit. Zum Glück war ich am Dienstag nicht mehr bei der Sondersitzung des Landtags.
Wo haben Sie sich angesteckt?
Keine Ahnung. Ich habe noch nicht mal eine Vermutung. Ich fahre Fahrrad statt öffentliche Verkehrsmittel, ich war selten einkaufen, ich reduziere meine Begegnungen und halte mich an alle Regeln.
Die Gesundheitsämter sind überlastet. Hat sich um Ihren Fall irgendjemand gekümmert?
Ja, ich bin vom Gesundheitsamt angerufen und lang nach jedem einzelnen Kontakt befragt worden. Letztlich habe ich nur eine Kontaktperson 1 – meine Frau. Sie hat sofort ihren Arbeitsplatz als Schulleiterin verlassen. Wir sind jetzt beide strikt in Quarantäne.
Nutzen Sie die App? Was zeigt sie jetzt an?
Derzeit zeigt sie bei mir den Hinweis an: „Risiko-Ermittlung aktiv“ – was immer das heißt. Jedenfalls werde ich mich nach Ende der Quarantäne nochmals testen lassen.
Ihre FDP-Fraktion hat die eher strenge Corona-Linie von Söder teils skeptisch verfolgt. Sehen Sie das vielleicht nun doch etwas anders als Patient?
Nein. Wir haben auch beim aktuellen Lockdown die Grundlinie als Fraktion (und auch ich persönlich) mitgetragen. Kritik gibt es in Details: Wir sehen die Ausgangsbeschränkungen und -sperren zum Beispiel kritisch. Und ich bleibe dabei: Wir müssten viel stärker die Risikogruppen schützen. In den Alten- und Pflegeheimen hätten viel früher Schnelltests für Bewohner und Pflegekräfte verfügbar sein müssen.
In einer Woche starten die Impfungen. Passt Ihnen die Spahn-Strategie?
Es war mir klar, dass es eine gewaltige Diskussion ums Impfen geben wird. Natürlich können wir nicht alle gleichzeitig schützen. Alte über 80 und Kranke zuerst zu impfen, ist wichtig. Wo man dringend nochmal nachdenken sollte, sind bestimmte Berufsgruppen: Polizeibeamte und Ärzte vor Ort sind Gruppen, die zu den Allerersten zählen sollten.
Brauchen Sie selbst den Pieks jetzt noch?
Ich würde mich sofort impfen lassen. Und ich kann nur jedem empfehlen, dringend zur Impfung zu gehen. Wir brauchen 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung, um dieses Virus erfolgreich zu bekämpfen. Ich will keine Impfpflicht – aber im Moment ist mir die Skepsis noch viel zu groß.
Interview: cd