München – Wer wird Kanzlerkandidat der Union – und vor allem wann? Seit die SPD sich für Olaf Scholz entschieden hat, drängt die Frage nach einem Herausforderer umso mehr. Die jüngsten Stimmen aus der Union zeigen aber: Man will sich nicht unter Druck setzen lassen.
„Ich kann mir vorstellen, dass wir nach den Landtagswahlen im März über die Frage entscheiden, wer die Unionsparteien in die Bundestagswahl führt“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Deutschen Presse-Agentur. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hatte sich dagegen kürzlich für eine schnelle Kandidaten-Kür nach der Wahl des neuen CDU-Chefs am 16. Januar ausgesprochen. Dobrindt aber betonte: „Man sollte jetzt dem Hang zur Eile widerstehen können und den Mut zur Sorgfalt haben.“
Auch Friedrich Merz, neben Armin Laschet und Norbert Röttgen einer der Anwärter für den CDU-Vorsitz, könnte mit einer späten Entscheidung leben. Er sei zwar „eher der Meinung, wir sollten das bald entscheiden“, sagte Merz in Berlin. „Aber es gibt auch gute Argumente zu sagen, wir sollten das gemeinsam mit der CSU zu einem etwas späteren Zeitpunkt machen.“ Nach seiner möglichen Wahl zum CDU-Vorsitzenden wolle er mit CSU-Chef Markus Söder über die K-Frage beraten. „Ich gehöre auch nicht zu denen, die sagen: Zugriffsrecht. Da hat keiner ein Zugriffsrecht.“ Merz betonte, er wolle die Partnerschaft von CDU und CSU nicht durch eine Vorfestlegung in der Kandidatenfrage gefährden. Sein Verhältnis zu Söder beschrieb er als sehr gut.
Corona hatte den Zeitplan der CDU in diesem Jahr heftig durcheinandergewirbelt. Der Parteitag zur Wahl eines neuen CDU-Chefs musste verschoben werden und soll nun am 16. Januar digital stattfinden. Im März stehen dann schon wieder zwei wichtige Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an. Bis zur Bundestagswahl im September ist es dann nur noch ein halbes Jahr. Merz weist mahnend darauf hin, Dobrindt sieht indes kein Problem darin. „Moderne Wahlkämpfe zeichnen sich dadurch aus, dass sie kürzer, intensiver und digitaler sind. Deswegen ist auch nach den Landtagswahlen noch genügend Zeit für einen erfolgreichen Wahlkampf.“
Beide betonten, man müsse mit dem stärksten Kandidaten antreten. Entscheidend sei die „optimale Aufstellung“, sagte Merz – inhaltlich und personell. Das spräche, Stand jetzt, ausdrücklich für Markus Söder. Der CSU-Chef dominiert seit Monaten die Umfragen zur K-Frage. mmä/dpa