Der ganze Januar im Lockdown

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

München – Von rauschenden Geburtstagsfeiern ist zu Corona-Zeiten dringend abzuraten. Was sich Markus Söder für morgen zu seinem 54. Geburtstag vorgenommen hat, fällt ohnehin nicht in diese Kategorie. Der CSU-Chef und Ministerpräsident soll den Tag mit der Kanzlerin verbringen: In Berlin werden die Regierungschefs aus Bund und Ländern zusammengetrommelt, um über den Lockdown zu beraten. Söders aktuell dringendster Wunsch dürfte dabei in Erfüllung gehen: Verlängerung.

In den internen Vorgesprächen und etlichen Interviews zeichnet sich ab, dass alle Länder die inzwischen rigiden Eingriffe über den 10. Januar hinaus fortsetzen wollen. Zwei Wochen Minimum, Bayern, einige stark betroffene Länder und der Bund sogar für drei Wochen. „Der Lockdown muss bis Ende Januar verlängert werden“, sagt Söder unumwunden in der „Bild am Sonntag“. „Vorschnelle Lockerungen würden uns wieder weit zurückwerfen.“ Er nennt Österreich als abschreckendes Beispiel, wo sich Öffnungen und Lockdown in immer schnellerer Folge abwechseln: „Das Modell funktioniert nicht.“

Damit wird Realität, was im November, spätestens bei der Verschärfung Mitte Dezember, längst absehbar war: Die Regierungen wollen die Infektionszahlen von Weihnachten und Silvester abwarten, die sich erst ein bis zwei Wochen nach den Festen zeigen. Hinzu kommt eine neue Bedrohung durch das mutierte Virus, das in Großbritannien die Zahlen dramatisch nach oben treibt.

Weite Teile des Handels, die Gastronomie und etliche Dienstleister bleiben also zu. Die Ausgangssperre 21 Uhr gilt unverändert fort. „So sehr es einen nervt, aber wir müssen konsequent bleiben und dürfen nicht wieder zu früh aufgeben“, sagt Söder. Er bezieht das explizit auch auf die Schulen und Kitas. „Es darf keine überstürzte Öffnung geben. Es wäre angesichts der hohen Infektionszahlen verantwortungslos, Lehrer und Schüler einfach wieder komplett in die Schulen zu schicken.“

Was genau das für die Schulen heißt, wollen die Kultusminister heute ausloten. Bayern wird notfalls allein einen strengeren Weg gehen. Söder spricht vage von angepassten „Ferienplanungen“ und von digitalen Angeboten („müssen funktionieren“). Kultusminister Michael Piazolo, der am Ende Söders Anweisung umzusetzen hat, bevorzugt für die Grundschulen nach den Ferien Wechselunterricht – also Präsenz in alternierenden, kleineren Gruppen. Das hieße wohl, dass ab der 5., spätestens 7. Klasse nach den Ferien primär digital unterrichtet würde. Details muss das Kabinett noch diese Woche regeln, auch eine Sondersitzung im Landtag am Donnerstag ist wahrscheinlich.

Auf Söders Seite, den Lockdown zu verlängern, sind unter anderem die Regierungschefs von Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Rheinland-Pfalz; ebenso Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Spahn hält eine weitere Schließung von Schulen und Kitas für richtig. Das sei zwar für Schüler und Eltern schwierig. Es sei jedoch „für alle leichter, jetzt eine Woche länger die Schulen zu zu haben, als sie aufzumachen und dann irgendwann in einigen Wochen wieder vor Debatten zu stehen“.

Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, sagte der „Berliner Morgenpost“ vom Sonntag, angesichts einer geringeren Zahl an Test über die Feiertage lägen derzeit keine belastbaren Daten vor. Der Anteil der positiven Tests zeige jedoch, „dass die Zahlen derzeit nicht nach unten gehen. Das ist nicht gut“. Erst Mitte Januar könne gesagt, werden, ob der Lockdown bis in den Februar hinein verlängert werden müsse.  (mit afp/epd)

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