Hamburg – Die umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 darf ab sofort weitergebaut werden. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gab am Freitag grünes Licht – wann genau die noch fehlenden Rohrleitungen verlegt werden, ist aber noch unklar. Die Deutsche Umwelthilfe kündigte bereits eine Klage an. Sie könnte den Weiterbau verzögern.
Die Pipeline soll das Potenzial für russische Gaslieferungen nach Deutschland erhöhen, schürt aber Spannungen innerhalb der EU und mit den USA. Die Regierung von Präsident Donald Trump verhängte bereits Ende 2019 Sanktionen gegen die Betreiber von Verlegeschiffen. Die Arbeiten wurden deshalb ausgesetzt. Derzeit ist die Pipeline nach Angaben der Betreibergesellschaft Nord Stream 2 AG zu 94 Prozent fertig. Demnach fehlen noch etwa 120 Kilometer Pipeline in dänischen und etwas über 30 Kilometer in deutschen Gewässern.
Das BSH verwies am Freitag darauf, dass „aufgrund unvorhersehbarer Verzögerungen“ außerhalb deutscher Gewässer eine Erweiterung des Zeitfensters für den Pipelinebau erforderlich geworden sei. Damit muss die Betreibergesellschaft nicht mehr bis Ende Mai mit dem Weiterbau warten. Zugleich begrenzte das BSH zum Schutz von Seevögeln die Bauarbeiten im Zeitraum bis Ende Mai auf maximal 30 Tage pro Bauphase, der jeweils eine 14-tägige Pause folgen muss.
Unklar ist, wann die Betreibergesellschaft in dänischen Gewässern die seit Freitag erlaubten Arbeiten zur Fertigstellung der Pipeline wieder aufnimmt. Die Unterbrechung der Arbeiten könnten Raum für eine politische Annäherung zwischen den USA und Deutschland schaffen. Der US-Außenpolitiker Nicholas Burns schlug vor, dass nicht nur der Bau, sondern auch die US-Sanktionen temporär gestoppt werden, um den Streit zu entschärfen, wie er dem „Handelsblatt“ sagte. Das würde der neuen US-Regierung Gelegenheit geben, „vertraulich und besonnen mit der deutschen Regierung und den anderen beteiligten Ländern zu sprechen“. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte, man sei bereit, mit den USA über das Thema zu reden. » KOMMENTAR