„Aufforstungs-Programm für die AfD“

von Redaktion

Wie die anderen Parteien auf Laschet reagieren: SPD und Grüne hätten sich gern mit Merz gekeilt

München/Berlin – Würde eine Partei Geräusche von sich geben, dann wäre es wohl ein Seufzen, das nun aus der SPD dringt. Dass sich der Koalitionspartner CDU für den moderaten Armin Laschet als Parteichef entschieden hat, dürfte die Koalitionsrunden inmitten der Pandemie etwas einfacher machen, als wenn sich dort ein Friedrich Merz pausenlos mit der Kanzlerin stritte. Strategisch wäre der Wahlkampf für die Sozialdemokraten gegen Merz aber wohl viel einfacher gewesen – gegen ihn, den Blackrock-Manager, hätte sich die SPD als Partei des kleinen Mannes positionieren wollen.

So bleiben die ersten Reaktionen der Genossen weitgehend freundlich-belanglos. „Glück auf sagt man bei uns dazu“, verbreitet Kanzlerkandidat Olaf Scholz nach Laschets Wahl. „Dieses Jahr hat es in sich und wird eine Herausforderung für uns alle.“ SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sendet an Laschet „viel Glück im Amt“ und die Bitte: „Lasst uns die Coronapolitik aus dem Wahlkampf halten.“ Man wünsche ein „gutes Gelingen in der großen Aufgabe“, ergänzt SPD-Chefin Saskia Esken sehr höflich. Wobei sie unumwunden einräumt, den neuen Vorsitzenden kaum zu kennen. Einmal nur sei man sich in einem Fernsehstudio über den Weg gelaufen, sagt sie der „Saarbrücker Zeitung“.

Auch die Grünen hätten strategisch eher Merz leise die Daumen gedrückt. Wer stärker polarisiert, könnte Wähler der Mitte eher abschrecken. Die offiziellen Glückwünsche fallen dennoch mild aus. „Gottes Segen“ lässt Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt dem Katholiken Laschet zukommen. „Und dann Vorfreude auf eine spannende Auseinandersetzung.“ Ähnlich lassen sich die Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck ein. Ein wenig giftiger wird’s aus der zweiten Reihe. Der bayerische Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek tritt gegen Merz nach: Dass sich die CDU „gegen einen rückwärtsgewandten Kurs entschieden hat, ist zu begrüßen. Aber dass Merz nach seinem schwachen Auftritt immer noch nahe an die 50 Prozent kam, ist auch vielsagend“, so Janecek.

Anders bei der FDP. Offiziell kam keine Einmischung, aber mit Laschets Wahl sind die Liberalen recht zufrieden; man kennt sich auf oberster Ebene, Laschet regiert ja in NRW mit der FDP. Gegen einen CDU-Chef Merz wäre der Kampf um wirtschaftsnahe Wähler sicher härter geworden. Die Wahl von Laschet verbessere das Verhältnis von Union und FDP, schwärmt der Parteivorsitzende Christian Lindner. Die FDP erlebe jeden Tag, dass er ein fairer Partner sei. Die Liberalen fordern Laschet gleich auf, möglichst schnell die K-Frage zu entscheiden. Er müsse bei der Kanzlerkandidatur zugreifen und eine innerparteiliche Zerreißprobe durch einen Kanzlerkandidaten Söder verhindern“, verbreitet FDP-Fraktionsvize Michael Theurer. Die Liberalen wissen: Söder hat sich jüngst euphorisch über schwarz-grüne Koalitionen geäußert.

Freude dürfte bei der AfD herrschen. Ihr hätte ein Parteichef Merz wohl mehr Wähler abspenstig gemacht als Mitte-Mann Laschet. „Seine Wahl könnte sich als Aufforstungsprogramm für die rechte Opposition erweisen“, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“. Ihn werde die AfD „als blauäugige Fortsetzung der Merkelschen Politik zeichnen“. Fraktionschefin Alice Weidel umwirbt offen „Freiheitlich-Konservative“ aus dem Merz-Lager. Mit laschet habe sich die CDU „endgültig für den politischen Lockdown entschieden“.  cd

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