Johnson verwirrt mit Warnung

von Redaktion

Premier: Mutation ist tödlicher – Experten sind verärgert

London – Eine Mutation des Coronavirus, eine rasante Verbreitung – und nun auch eine höhere Sterblichkeit? Was wie der Alptraum jedes Virologen klingt, könnte in England wahr werden. So legen es jedenfalls Aussagen von Premierminister Boris Johnson nahe. Demnach ist die in Großbritannien entdeckte Variante des Coronavirus möglicherweise tödlicher als die bislang vorherrschende. Die Aufregung ist groß. Denn diese Nachricht wurde befürchtet, seit Johnson kurz vor Weihnachten von der raschen Ausbreitung der Mutation mit dem Namen B.1.1.7 berichtet hatte.

Doch prompt sah sich Johnson Kritik ausgesetzt. „Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass die Nachricht auf einer Pressekonferenz mitgeteilt wurde“, sagte Mike Tildesley, Mitglied des wissenschaftlichen Expertengremiums Sage. „Ich mache mir Sorgen, dass wir Dinge voreilig melden, wenn die Daten noch nicht wirklich besonders aussagekräftig sind.“

Die Mutation B.1.1.7 war Ende vergangenen Jahres in der südostenglischen Grafschaft Kent aufgetaucht und hatte sich rasch in London und Teilen des Landes ausgebreitet. Die Behörden machen sie für einen starken Anstieg der Neuinfektionen verantwortlich. Noch immer werden auf der britischen Insel täglich Zehntausende neue Corona-Fälle und mehr als 1000 Tote gemeldet. Bei Viren treten stetig zufällige Veränderungen im Erbgut auf, Mutationen genannt – nicht immer werden sie gefährlicher. Die neue Variante ist nach Ansicht von Experten 30 bis 70 Prozent leichter übertragbar.

Die britische Regierung ruderte jedenfalls zurück: Gesundheitsminister Matt Hancock sagte, es sei nicht sicher, wie tödlich die Mutation wirklich sei. „Aber das ist egal. Wichtig ist: Wir müssen dieses Virus unter Kontrolle bekommen.“ Experten sehen Johnsons Angaben kritischer. „Ich würde gerne noch ein oder zwei Wochen warten und ein bisschen analysieren, bevor wir wirklich starke Schlussfolgerungen ziehen“, so Tildesley.

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